Die Natur                                   im Fokus der Fotografie

 

Der Finschsittich Psittacara finschi (Salvin, 1871)


Der Finschsittich (Psttiacara finschi) ist in den Volieren der europäischen Vogelhalter leider nicht so oft vertreten. Die Gründe dafür liegen wahrscheinlich in der Lautstärke dieser Vögel, ihrem schlichtgefärbten Federkleid und ihrem großen Nagebedürfnis. Es liegt sicherlich aber wohl auch an den geringen Einfuhrzahlen im Zeitraum vor Oktober 2005, dem Zeitpunkt, als die Vogelgrippe den Anlass für einen Importstopp von Vögeln in die Europäische Union lieferte. So sind in den Jahren von 1975 bis 2014 lediglich 231 Finschsittiche offiziell nach Deutschland gelangt. Aus Costa Rica kamen im Jahr 1988 insgesamt 160 lebende Vögel dieser Art nach Deutschland und aus Nikaragua von 1992 bis 1994 zusammen 71 Individuen. Hauptsächlich aus diesen Importen sind hierzulande schließlich die wenigen gegenwärtig vorhandenen Exemplare hervorgegangen. Auch in der Gesellschaft für Arterhaltende Vogelzucht (GAV) wird diese Art gehalten. Aus seinen Heimatländern Costa Rica, Nikaragua und Panama sind von 1975 bis 2014 insgesamt 1.736 Finschsittich offiziell exportiert worden; die meisten gelangten davon in die USA.

Der Finschsittich ist ein mittelgroßer Sittich, dessen Heimatgebiete in Mittelamerika liegen. Diese Spezies ist eher schlicht gefärbt. So wird das vornehmlich grüne Federkleid dieses Sittichs lediglich an einigen Gefiederbereichen durch rote Färbungen aufgelockert. Mitunter wird der Finschsittich aufgrund seiner roten Kopffärbung auch Rotstirnsittich genannt. Der Finschsittich besitzt einen kräftigen Schnabel, was bei der Bauweise seiner Unterkunft unbedingt beachtet werden sollte. In seinem Verhalten sind diese Sittiche äußerst angenehme Vögel, die dem Beobachter durch ihre enge soziale Beziehung zueinander stets eine gewisse Abwechslung bietet.


Systematik

Der Finschsittich wurde 1871 von Osbert Salvin (* 25. Februar 1835 in  in Elmshurst, Finchley, Middlesex;† 1. Juni 1898 in Hawksfold bei Fernhurst, Sussex) in dem renommierten Magazin Ibis auf der Seite 91 erstmals beschrieben. Der englische Naturforscher Salvin galt als eine Kenner der mittelamerikanischen Tier- und Pflanzenwelt. Gemeinsam mit Frederick DuCane Godman wurde er durch die Herausgabe der Biologia Centrali-Americana (1879-1915) bekannt, einer 63-bändigen Enzyklopädie der Tier- und Pflanzenwelt Mittelamerikas.

Zunächst erhielt der Finschsittich von Salvin die wissenschaftliche Bezeichnung Conurus finschi. In den Folgejahren kam es zu einigen Änderungen bezüglich seiner systematischen Stellung im Reich der Tiere. Zuletzt kam es im Jahr 2013 dazu, dass der seit 1916 anerkannte und von Johann Baptist Spix (* 9. Februar 1781 in Höchstadt an der Aisch;† 13. Mai 1826 in München) im Jahr 1824 vergebene Gattungsname Aratinga, für einen Teil der Gattung der Keilschwanzsittiche seine Gültigkeit verlor. So erhielt auch der Finschsittich schließlich die neue Bezeichnung Psittacara. Die genetischen Untersuchungen von Remsen et al. (2013) haben zu dieser taxonomischen Neuordnung geführt. Der Gattung Psittacara gehören neben dem Finschsittich auch die 11 Spezies Pavuasittich (P. leucopthalmus),  Grünsittich (P. holochlorus), Blaukopfsittich (P. acuticaudatus), Guatemalasittich (P. rubritorquis), Kolumbiasittich (P. wagleri), Socorrosittich (P. brevipes), Perusittich (P. frontatus), Rotmaskensittich (P. mitratus), Guayaquilsittich (P. erythrogenys), Kubasittich (P. euops) und Haitisittich (P. chloropterus) an. Es bleibt zu hoffen, dass diese taxonomische Neueinteilung für längere Zeit Bestand hat.


Beschreibung

Der Finschsittich ist ein mittelgroßer Sittich mit einer Gesamtlänge von etwa 28 cm. Das durchschnittliche Gewicht eines adulten Vogels beträgt ungefähr 150 g. Männchen und Weibchen sind bei dieser Spezies gleich gefärbt; eine Unterscheidung der beiden Geschlechter wird heutzutage üblicherweise mittels einer DNA-Geschlechtsbestimmung aus einer Federprobe durchgeführt.

Die Grundgefiederfarbe dieses Sittichs ist grün, auf der Körperunterseite ist diese grüne Färbung etwas heller und besitzt einen leicht gelblichen Schimmer. Die Stirn ist rot und vereinzelt sind auch an anderen Stellen des Kopfes beziehungsweise im Bereich der Halsregion rote Federn ersichtlich. Der Flügelbug, Flügelrand und auch die äußeren Unterflügeldecken sind ebenfalls rot, können bei einigen Exemplaren aber auch eine orange Färbung zeigen. An den Oberschenkeln sind ebenfalls rote Federn erkennbar. Die Unterseite der Schwungfedern und des Schwanzes sind olivgelb gefärbt.

Der Schnabel ist hornfarben, an den Kanten jedoch etwas dunkler gefärbt. Die Füße sind graubraun und die Krallen schwarz. Die Iris besitzt bei den adulten Tieren eine orange Farbe, bei den Jungvögeln ist diese noch braun. Der nackte Augenring ist weiß. Bei den Jungvögeln fehlen die roten Gefiederanteile.


Heimat und Lebensweise

Das Verbreitungsgebiet des Finschsittichs erstreckt sich von Nordzentral-Nikaragua in Richtung Osten dieses Landes. Von dort erstreckt sich das Vorkommensgebiet über Costa Rica bis nach Nord- beziehungsweise Zentral-Panama. Dort halten sich diese Sittiche in lichten Wäldern und an Waldrändern auf, aber auch auf Weideland mit vereinzeltem Baumbestand. Ebenfalls in Kaffeeplantagen sind Finschsittiche anzutreffen, wie auch in Sekundärwäldern und auf landwirtschaftlichen Nutzflächen. Mitunter sind diese Sittiche aber auch in Stadtzentren anzutreffen. Zum Schlafen suchen sie häufig Baumgruppen auf, in denen sich dann mehrere Individuen zur Nachtruhe versammeln. Ihr Vorkommensgebiet erstreckt auf Höhenlagen bis zu 1.650 m ü. NN.

Dieser Sittich ist paarweise oder in kleineren Gruppen anzutreffen. Das Vorkommen scheint nicht fest an bestimmte Orte gebunden zu sein. Es wird vermutet, dass es bei den Finschsittichen zu saisonalen Wanderungen innerhalb ihres Verbreitungsgebietes kommt. In einigen Gebieten sind die Vögel unregelmäßig oder auch nur saisonal präsent. Die Sichtungen sind beispielsweise auf der Pazifikseite von Costa Rica während der Trockenzeit häufiger als in der übrigen Zeit des Jahres. Sehr oft anzutreffen ist die Art an der karibischen Steigung in Nikaragua; gewöhnlich vorkommend auch in den entwaldeten Gebieten des Karibikhangs von Costa Rica, in den zentralen Tälern des gesamten Verbreitungsgebietes und am Süd-Pazifik. Die zunehmenden Holzeinschläge wirken sich nicht negativ auf den Populationstrend der Finschsittiche aus.

Während des Tages widmen sich die Finschsittiche vornehmlich der Nahrungsaufnahme und der sozialen Gefiederpflege. Unterbrochen wird dieser Tagesablauf von Ruhephasen, die insbesondere am frühen Nachmittag ausgeprägt stattfinden. Die Nahrung setzt sich bei diesen Vögeln aus verschiedenen Früchten, Blüten, Blatttrieben, Samen und auch angebauten Getreidesorten zusammen. So wurden diese Sittiche dabei beobachtet, wie sie die Blüten und Fruchtstände der Korallenbäume oder von Arten der Pflanzengattung Inga fraßen. Auch die Kapselfrüchte der Gattung Croton, die Samenanlagen von Pflanzen der Gattung Tanthoxylum oder wilde Feigen werden von ihnen gern aufgenommen. Oftmals richten sie auf Mais- und Sorghum-Anpflanzungen einigen Schaden an.

Über die Fortpflanzungsbiologie der Finschsittiche ist wenig bekannt. In Panama sind im Juli besetzte Bruthöhlen entdeckt worden und  in Costa Rica in den Monaten Dezember bis Mai. Die Bruthöhlen werden mitunter in alten Palmenstümpfen gefunden. Oftmals brüten die Paare nicht weit voneinander entfernt. Die Gelegegröße besteht aus 2 bis 4 Eiern.

Der Finschsittich ist in seinem Verbreitungsgebiet nicht gefährdet. Er wird derzeit im CITES-Anhang II gelistet und sein Status nach Einschätzung der IUCN mit Least Concern (nicht gefährdet) angegeben. Die Populationsentwicklung gilt als stabil.


Haltung

Finschsittiche sind sehr aktive Vögel, denen entsprechend umfangreiche Beschäftigungsmöglichkeiten in ihrer Unterkunft angeboten werden sollten. Diese Vögel halten sich gern an der frischen Luft auf, was eine Haltung in kombinierten Innen-/Außenvolieren nahezu erforderlich macht und den Vorzug bietet, dass diese Sittiche tagsüber leicht zu beobachten sind. Ihr nicht unbedingt als schreckhaft zu bezeichnendes Verhalten begünstigt das Studium dieser Tiere. Aus zweierlei Gründen sollte hierzulande eine paarweise Unterbringung der Finschsittiche angestrebt werden. Einmal ist es die geringe Anzahl von in Menschenobhut gehaltenen Vögel dieser Spezies, die grundsätzlich Zuchtbemühungen erforderlich macht und eine Einzelhaltung als Stubenvogel ausschließen sollte. Zudem bietet die paarweise Haltung eine gewisse Annäherung an die natürliche Lebensweise der Finschsittiche während der Fortpflanzungszeit. Auch in ihrem natürlichen Habitat suchen die Vögel stets den Kontakt zu Artgenossen. Ein Paar Finschsittiche kann so auch unter Gefangenschaftbedingungen ein interessantes Verhalten an den Tag legen, dass dem Beobachter viel Freude bereiten wird. Getrübt werden könnte diese Freude durch die schrillen Lautäußerungen dieser Vögel, die in unregelmäßiger Intensität während der Tageszeit vorgetragen werden. Große Beachtung sollte bei einer geplanten Haltung von Finschsittichen aber auch die Konstruktion ihrer Unterkunft finden. Holzteile, Elektrokabel, Kunststoff usw. sollten keinesfalls erreichbar für die Sittichschnäbel sein. Das große Nagebedürfnis dieser Sittiche macht eine solide Bauweise der Unterkunft erforderlich und zwingt mitunter zu gewissen Mehrausgaben, die bei einer Haltung von beispielsweise Grassittichen nicht anfallen würden.

Das Schutzhaus sollte deswegen möglichst massiv errichtet werden; gut gedämmt bietet es für die Vögel während der kalten Jahreszeit eine Schutzzone, um dem kalten und feuchten Wetter aus dem Weg zu gehen. Obwohl einige Züchter ihre Finschsittiche in gut isolierten Unterkünften auch während der Winterzeit ohne eine zusätzliche Heizung unterbringen, empfehle ich zumindest für den Notfall die Installation einer entsprechenden Heizquelle, damit in diesem Bereich der Unterkunft wenigstens Frostfreiheit gewährleistet werden kann. Eine über Zeitschaltuhren gesteuerte Beleuchtung sollte im Winter für eine Verlängerung der Tageslichtzeiten sorgen. Während der Nacht sollte eine Notbeleuchtung in Schrecksituationen die Orientierung der Vögel ermöglichen. Wer sich die wenigstens wöchentlich notwendige Reinigung der Vogelunterkunft etwas erleichtern möchte, der sollte den Fußboden mit Fliesen auslegen. Die Grundfläche der Innenvoliere sollte den Finschsittichen die Möglichkeit verschaffen eine kürzere Strecke fliegend zurücklegen zu können, auch wenn sich in der Innenvoliere noch eine Bruthöhle befindet, die natürlich auch einen gewissen Platz beansprucht. In der Innenvoliere sollten sich auch die Futter- und Trinkgefäße befinden. Bestenfalls sind diese in der Tür zum Schutzraum in einem Drehtableau integriert, welches die tägliche Fütterung deutlich vereinfacht und das Betreten des Innenraumes durch den Pfleger nicht notwendig werden lässt.

Die Außenvoliere sollte den Finschsittichen ausreichend viele Möglichkeiten der Beschäftigung bieten. Eine Schaukel, Seile und ein Kletterbaum bieten hier bereits ein gewisses Maß an Abwechslung. Verschiedene Obst- und Gemüsesorten können in größeren Stücken an stets unterschiedlichen Stellen in der Außenvoliere angebracht werden, teilweise auch etwas versteckt oder an Konstruktionen befestigt werden, die sich bewegen (z. B. an einer hängenden Kette) und auf diese Weise die Aufnahme der Lieblingsnahrung für die Finschsittiche zu keiner allzu leichten Übung werden lassen.

Eine Badestelle darf auf gar keinen Fall fehlen. Hierfür bieten sich flache Gefäße an. Aber auch eine Beregnungsanlage auf der oberen Begrenzung der Außenvoliere erfüllt einen guten Zweck. An warmen Sommertagen lieben es die Sittiche, sich durch fein zerstäubtes Wasser benetzen zu lassen. Ich habe dafür stets einen handelsüblichen Beregnungsschlauch verwendet, der im Baumarkt für wenig Geld zu bekommen ist. Dieser wurde so auf der Außenvoliere befestigt, dass das Wasser auch bei leichtem Wind das Ziel nicht verfehlt und zudem von den Papageienvögeln nicht beschädigt werden konnte.

Für die gesamte Unterkunft sind noch die üblichen Grundsätze zu beachten, nämlich dass keine Schadtiere Zugang zum Inneren der Voliere bekommen und dass die gesetzlich geforderten Mindestmaße für die Volierengröße eingehalten werden sollten. Diese Richtlinien sind mitunter von Bundesland zu Bundesland unterschiedlich und können bei den jeweils zuständigen Ämtern hinterfragt werden.

Bei der Anschaffung von Finschsittichen ist zu beachten, dass diese Spezies unmittelbar nach dem Erwerb bei der zuständigen Artenschutzbehörde mit einem Herkunftsnachweis anzumelden ist. Man sollte auf eine geschlossene Beringung achten, auch wenn diese nach der Bundesartenschutz-Verordnung (BArtSchV Anl. 6) nicht vorgesehen ist. Für den Finschsittich wird ein Fußring mit einem Durchmesser von 6,5 mm empfohlen; auf diesem sollten Angaben zum Züchter (Züchternummer), eine laufende Nummer und das Beringungsjahr (bei geschlossenen Ringen meist gleichzusetzen mit dem Schlupfjahr) dauerhaft erkennbar sein. Eine gute Ringqualität bietet die Firma Herr aus Deutschland, deren Ringe unter anderem bei der Gesellschaft für Arterhaltende Vogelzucht e.V. (www.gav-deutschland.de) bezogen werden können.


Ernährung

Über die richtige Ernährung von Vögeln sind in den zurückliegenden Jahrzehnten bereits zahlreiche Artikelveröffentlichungen und sogar ganze Bücher erschienen. Dennoch schwört fast jeder Züchter auf seine eigene Fütterungsvariante. Der eine Züchter verabreicht lediglich eine Art Grundfutter, bestehend aus einer Samenmischung, etwas Obst und während der wärmeren Jahreszeit einige Pflanzenteile aus der Natur. Der andere Züchter ergänzt dieses Futter noch mit allerlei Vitamin- und Mineralstoffzusätzen oder auch homöopathischen Mitteln. Ein dritter Züchter bietet seinen Tieren anstelle der Samenmischung lieber pelletiertes Futter an. Die Handhabungen sind gerade auch in der Fütterung von Papageienvögeln mitunter sehr unterschiedlich. Die nachfolgend aufgeführten Ratschläge möchte ich darum auch nur als solche verstanden wissen; sie stellen keine einheitliche Richtlinie sondern nur eine Art Grundversorgung dar, die individuell durch vielerlei zusätzlicher Angebote bereichert werden kann.

Als Grundfutter kann den Finschsittichen eine Samenmischung angeboten werden. Verschiedene Hersteller haben solche auf diese Vogelgruppe abgestimmte Fertigmischung in ihrer Produktpalette. Ich empfehle eine Zusammensetzung, wie sie von Benjamin Hamm in dem GAV-Journal 2-2014 erwähnten Produkt "Versele Laga Großsittiche Krabbe Prestige" enthalten ist. Diese Mischung setzt sich aus 30% Kanariensaat, 13% Kardisaat, 10% Hanfsaat, 10% Nigersamen, 10% Plata Hirse, 7% Silberhirse, 5% Japan Hirse, 5% Haferkerne, 5% Buchweizen, 3% Paddy Reis und 2% Leinsamen zusammen.

Obst und Gemüse wird von den Finschsittichen in der Regel gern aufgenommen. Einige Sorten werden mitunter eine Zeit lang verschmäht und andere, wie beispielsweise Äpfel, können täglich gereicht werden. Hier kann man gern experimentieren, ohne Schaden anzurichten. Die Gabe von Obst und Gemüse sollte nur auch möglichst abwechslungsreich erfolgen.

Futterkalk und Bierhefe kann über das kleingeschnittene Obst und Gemüse gestreut werden, sollte aber auch wie Grit in Extranäpfen stets zur Verfügung stehen.

Mit Beginn der Fortpflanzungszeit sollte dieses Futter durch weitere Angebote bereichert werden. Aus der bereits beschriebenen Samenmischung kann beispielsweise Keim- und Quellfutter hergestellt werden, was sehr gern von den Finschsittichen aufgenommen wird. Auch ein Kochfutter findet bei diesen Sittichen Beachtung. Kochfutter kann auch wieder von einigen Futtermittelanbietern direkt bezogen oder auch selbst hergestellt werden. Es bietet aufgrund der leichten Verdaulichkeit während der Jungenaufzucht gewisse Vorteile. Des Weiteren sollte man vor und während der Brut- sowie Aufzuchtphase täglich ein "Kraft- und Aufzuchtfutter" anbieten, dass die Zufuhr von tierischem Eiweiß gewährleisten soll. Auch für dieses wichtige Nahrungsbestandteil haben sich schon lange einige Produzenten gefunden, die entsprechende Fertigprodukte im Tiernahrungssortiment der Fachhändler anbieten.

Weitere Bestandteile der täglichen Ernährung sollten vor und während der Jungenaufzucht Pflanzenteile wildwachsender Gräser und Unkräuter sein. Vogelmiere und Löwenzahn sind darunter sicherlich die begehrtesten Pflanzen, aber insbesondere auch die reifen und vor allem halbreifen Samenstände der unterschiedlichen Grassorten sowie einiger Unkräuter werden von den Finschsittichen gern verzehrt. Zum Benagen können ihnen täglich frische Zweige angeboten werden. Weidenzweige sind sehr beliebt und bieten neben einer zusätzlichen Nahrungsquelle gleichermaßen eine gute Beschäftigungsmöglichkeit. Die Natur bietet hier eine gewisse Auswahl, nur achten Sie darauf, dass Futterpflanzen fernab von vielbefahrenen Straßen gesammelt werden sollten.

Einen Ratschlag bezüglich der zahlreich angebotenen Futtermittel möchte ich an dieser Stelle aber noch erwähnen: Bei der Auswahl der unterschiedlichen Futtermittel sollte man sich in allen Belangen nicht immer ausschließlich von dem Preis leiten lassen, sondern eher auf die Qualität des Futters und dessen Inhaltsstoffe achten, die schließlich als Gesamtheit eine ausgewogene Ernährung der Vögel gewährleisten sollen.


Vermehrung

Die Erstzucht des Finschsittichs gelang in Deutschland erstmals im Jahr 1984; Herr Frensing aus Gütersloh konnte in jenem Jahr 2 Jungvögel bis zur Selbständigkeit aufziehen.

Um erfolgreich züchten zu können benötigt man im Normalfall natürlich ein harmonierendes Paar, sieht man einmal von den Möglichkeiten einer künstlichen Befruchtung ab, die inzwischen auch schon bei der einen oder anderen Vogelart Anwendung findet. Hier stellen sich bei den Finschsittichen aber sehr wahrscheinlich bereits die ersten Probleme ein. Zunächst einmal muss festgestellt werden, dass sich in Menschenhand nur noch sehr wenige Finschsittiche befinden. Hinzu kommt die Tatsache, dass es einen deutlich erkennbaren Männchenüberschuss bei dieser Art geben soll. Ist man schließlich in der glücklichen Lage ein garantiertes Paar erworben zu haben, dann ist noch lange keine Garantie gegeben, dass diese Individuen auch harmonieren und schließlich Jungvögel produzieren. Es wird deshalb sehr oft auch nur eine Wunschvorstellung bleiben, dass die freie Partnerwahl in einer kleinen Gruppe von Finschsittichen stattfindet.

Während der Fortpflanzungszeit sollten Finschsittiche paarweise gehalten werden. Sogar gegen andere Sitticharten könnten diese Vögel sonst Aggressionen entwickeln, die im schlimmsten Fall mit Verletzungen oder Todesfällen enden würden.

Den Sittichen sollte möglichst ein stabiler Nistkasten oder eine Naturstammnisthöhle zur Verfügung gestellt werden. Einen Innendurchmesser von etwa 25 cm, eine Höhe von ungefähr 40 cm und ein Schlupflochdurchmesser von 7 cm können als ungefähres Richtmaß gelten.

Mitunter kommen gut harmonierende Paare bereits im Februar bzw. März in Brutstimmung. Zu diesem Zeitpunkt sollte die Umstellung auf ein wesentlich umfangreicheres Nahrungsangebot bereits abgeschlossen sein. Die Paare pflegen dann einen engen sozialen Kontakt, sie kraulen und füttern sich gegenseitig; werden aber auch gegenüber anderen Volierenbewohnern und in Ausnahmefällen sogar gegenüber ihrem Pfleger aggressiv. Immer häufiger wird in der Folgezeit die Nisthöhle aufgesucht, in der das darin eingebrachte Einstreu zerkleinert und die Innenwand noch etwas bearbeitet wird.

Finschsittichweibchen legen in der Regel 2 bis 4 Eier. Nur das Weibchen bebrütet das Gelege über einen Zeitraum von etwa 23 Tagen. Ungefähr 55 Tagen verbleibt der Nachwuchs in der schützenden Bruthöhle, bevor die ersten Flugversuche außerhalb derselben durchgeführt werden. Nach weiteren 4 Wochen können die jungen Finschsittiche als selbständig gelten und von den Eltern getrennt werden. Im Regelfall wird nur eine Jahresbrut getätigt.

Aufgrund der geringen Verbreitung in den Volieren der Papageienliebhaber wird der Finschsittich wohl hierzulande immer eine seltene Erscheinung bleiben. Es bleibt zu hoffen, dass sich die Besitzer dieser Vögel zusammenfinden und für den Erhalt dieser interessanten Spezies sorgen.


Literatur:
- Hamm, B. (2014): Die Ernährung von unseren südamerikanischen Sittichen. GAV-Journal 2: 12-16
- Remsen, J.V., Schirtzinger, E.E., Ferraroni, A., Silveira, L.F. & Wright, T.F. (2013): DNA-sequence data require revision of the parrot genus Aratinga (Aves: Psittacidae). Zootaxa  3641 (3): 296-300


Jörg Asmus, Kalmar (Schweden)


E-Mail
Anruf