Die Natur                                   im Fokus der Fotografie

 

Der Große Vasapapagei  Coracopsis vasa (Shaw, 1812)

Ich habe mich in der Vergangenheit sehr viel mit dem Kleinen Vasapapagei, Coracopsis nigra spp., beschäftigt und bin währenddessen natürlich in diesem Zusammenhang auch immer wieder mit dem großen Vertreter dieser Papageiengattung konfrontiert worden. Seit einigen Jahren wird für den Kleinen Vasapapagei ein europäisches Zuchtprojekt geführt. Da aber auch sehr viele der Zuchtprojektmitwirkenden Große Vasapapageien in ihren Beständen beherbergen, wurde im Jahr 2005 beschlossen, auch diese Art in das Zuchtprojekt mit zu integrieren.

Wie der Kleine Vasapapagei wird auch der Große Vasapapagei nicht allzu oft in den Zuchtanlagen der Papageienliebhaber gehalten. Als Grund kann dafür auch bei dieser Art die schlichte Färbung und die damit verbundene schlechte Absatzmöglichkeit angenommen werden. Vor ein paar Jahren noch erfuhr ich beispielsweise von einem Mitarbeiter des Zoologischen Garten Berlin, dass die Nistmöglichkeiten für Große Vasapapageien aus den Volieren genommen wurden, da der Zoo schon Schwierigkeiten hat die Nachzucht der vergangenen Jahre abzugeben. Zu meiner Freude gibt es aber dennoch einige engagierte Züchter, die auch diese Papageienart nicht mehr aus ihren Volieren missen möchten. Gründe dafür gibt es zur Genüge. Sieht man einmal von der unattraktiven Färbung dieser Art ab, obwohl die Attraktivität natürlich auch eine Ansichtssache ist, besticht der Große Vasapapagei durch Eigenschaften, die sonst keine andere Papageienart bieten kann. Welche Spezies der Psittacinae weist schon eine so interessante Fortpflanzungsbiologie auf wie die Vasapapageien? Es wird sich innerhalb der Papageienfamilie kein anderer Vertreter finden, wo das Weibchen in der Brutstimmung fast sämtliche Federn des Kopfes verliert und bei beiden Paarpartnern eine Umfärbung der Kopfhaut stattfindet. Auch die Polyandrie ist bei Vasapapageien wohl einmalig innerhalb der Ordnung der Papageienvögel, die sonst auch nur bei ca. 20 anderen Vogelarten vorkommt! Des Weiteren unterscheiden sich die Ruhephasen ebenfalls von denen anderer Papageienarten und so sind Große Vasapapageien oft auch bis in die Nacht hinein aktiv.

Im Großen und Ganzen sind die Großen Vasapapageien äußerst interessante Vögel, die es unbedingt verdient haben mehr Aufmerksamkeit von den Papageienliebhabern zu erlangen.

Die Ersteinfuhr des Großen Vasapapageien nach Europa ist nicht genau feststellbar. Bereits Alexander von Humboldt (* 14.09.1769, † 06.05.1859) pflegte einen Großen Vasapapageien über fast 31 Jahre als Stubenvogel. Dieses Tier soll zu Lebzeiten ein Gewicht von 1250 Gramm (2,5 Pfund) gehabt haben und dürfte somit erheblich zu schwer gewesen sein. Dieser Große Vasapapagei namens Jakob war vorher im Besitz von König Maximilian I. von Bayern und wurde dann an den Großherzog Karl August von Sachsen-Weimar-Eisenach verschenkt. Erst danach erhielt Alexander von Humboldt diesen Vogel, der nach diesen Überlieferungen über 50 Jahre alt geworden ist. Das wertvolle Präparat dieses Exemplars befindet sich in der Sammlung des Zoologischen Museums der Humboldt-Universität zu Berlin (ZMB), allerdings in einem sehr schlechten Zustand.

Der 12. Herzog von Bedford hielt einen Großen Vasapapagei im Freiflug. Der bekannte Vogelliebhaber berichtete, dass dieser Papagei sehr beweglich war und zudem schnell zutraulich wurde.

Ende des 19.Jahrunderts wurden Große Vasapapageien auch hin und wieder als Stubenvogel gehalten. Diese Papageienart wurde wegen ihrer Zutraulichkeit und dem vorhandenen Nachahmungstalent geschätzt, war jedoch immer nur selten im Handel der damaligen Zeit erhältlich und ist dann häufig nur von besonderen Liebhabern erworben worden.

Eine Haltung als Käfigvogel sollte in der Gegenwart jedoch nicht mehr in Erwägung gezogen werden. Die äußerst bewegungsaktiven Vögel benötigen als Unterkunft eine größere Voliere und sollten darin paarweise zu Zuchtzwecken untergebracht werden. Die Vermehrung der Vasapapageien beider Arten in Menschenobhut besitzt heutzutage oberste Priorität. Die nur geringe Verbreitung des Großen wie auch Kleinen Vasapapageien in den Zuchtvolieren weniger spezialisierter Vogelliebhaber zwingt nahezu zu dieser Zielsetzung; aber auch der anhaltende Raubbau an der Natur Madagaskars wird sicherlich in naher Zukunft zur rapiden Abnahme der Bestände vieler dort heimischer Vogelarten führen. Der arterhaltende Gedanke sollte bei der Haltung dieser Papageien somit stets im Vordergrund stehen, und die Möglichkeiten, die ein Zuchtprojekt in seiner Gesamtheit bietet, sollten wirklich von jedem Halter Großer Vasapapageien im Sinne seiner eigenen Tiere genutzt werden.


Beschreibung

Die Art unterteilt sich in 3 Subspezies, die sich nur anhand geringer Abweichungen in der Sättigung der Gesamtfärbung voneinander unterscheiden. Die Nominatform besitzt eine Gesamtlänge von ungefähr 50 cm. In ihrer Grundgefiederfärbung zeigen sich beide Geschlechter braunschwarz. An der Körperunterseite stellt sich diese braunschwarze Färbung etwas grauer dar. Die Außenfahnen der Handschwingen sind graublau gefärbt, ebenso die Handschwingen, der Rücken, die Oberschwanzdecken und der Bürzel, sowie die Basis der Schwanzoberseite. Die Unterschwanzdecken sind in ihrer braunschwarzen Grundgefiederfärbung mit einem grauen Schimmer überzogen. Die Flügelunterseite ist gräulich. Der Schnabel ist während der Fortpflanzungsperiode hell hornfarben gefärbt und ansonsten dunkelgrau. Die Füße sind ebenfalls dunkelgrau. Die Färbung der Iris ist dunkelbraun.

Die Unterart C. v. drouhardi ist etwas blasser gefärbt als die Nominatform. Die dunkle Grundgefiederfärbung von C. v. vasa erscheint bei dieser Subspezies blasser und insgesamt mit einem leichten grauen Schimmer überzogen zu sein. Die Färbung der Unterschwanzdecken ist etwas heller gefärbt und erscheint somit gräulich.

Die dritte Subspezies, C. v. comorensis, zeigt eine eher bräunliche Grundgefiederfärbung. Die graublauen Gefiederbereiche der Nominatform fehlen bei dieser Unterart, bis auf die Außenfahnen der Handschwingen. Insgesamt ist diese Subspezies auch kleiner als C. v. vasa.



Heimat und Lebensweise

Die Heimat der Nominatform ist der östliche Teil der Insel Madagaskar. Die Unterart C. v. drouhardi bevölkert den Westen der viertgrößten Insel unserer  Erde. C. v. comorensis trifft man auf den Komoreninseln Moheli, Anjouan und Groß-Komoro an.

Die beiden auf Madagaskar heimischen Formen bevorzugen Wälder und Savannengebiete als Lebensräume. Das Vorkommen erstreckt sich auf Höhenlagen zwischen 300 und 1.000 m ü. NN.

Zur Nachtzeit finden sich die Großen Vasapapageien an vermutlich angestammten Übernachtungsplätzen ein. Hier sollen sich dann bis zu 200 Exemplare an einem solchen Ort versammeln und dort gemeinsam die Nacht verbringen. Oftmals sind dann auch die Lautäußerungen dieser Vögel wahrzunehmen. In mondhellen Nächten sind einzelne Individuen auch im Fluge beobachtet worden; somit scheinen sich ihre Aktivitäten nicht nur auf die Tageszeit zu beschränken.

Außerhalb der Brutzeit leben die Großen Vasapapageien tagsüber in kleineren Gruppierungen von bis zu 15 Exemplaren zusammen. In dieser Konstellation begeben sich die Papageien auf Nahrungssuche, wobei die Wälder vor längerer Zeit noch der hauptsächliche Aufenthaltsort zur Nahrungsaufnahme waren. Hier fanden und finden die Großen Vasapapageien Baumfrüchte, Nüsse, Beeren und Sämereien. Jedoch schwinden die noch vorhandenen Wälder immer weiter den Kultivierungspraktiken der immens wachsenden Bevölkerung Madagaskars. Habitatsverluste lassen sicherlich auch in naher Zukunft die Größe der Gesamtpopulation des Großen Vasapapageien schrumpfen. Etwa 90 Prozent der ursprünglichen Wälder Madagaskars sind bereits durch Menscheneinfluss vernichtet worden. Die Errichtung neuer landwirtschaftlicher Anbaugebiete, unter anderem für Mais, Reis, Kakao, Vanille, Baumwolle und Pfeffer, tragen anhaltend zur Habitatszerstörung bei und werden sicherlich auch bald einen weiteren Teil der derzeit noch vorhandenen Wälder vernichtet haben. Auf Madagaskar haben sich die Großen Vasapapageien so schon teilweise auf die Lebensweise im offenen umgewöhnt; auf den Komoren suchen sie bevorzugt die dort noch vorhandenen immergrünen Wälder der dazugehörenden Inseln auf.

In nur wenigen Schutzgebieten finden die Großen Vasapapageien noch ihren natürlichen Lebensraum vor. In anderen Gegenden suchen sie dann vornehmlich landwirtschaftliche Nutzflächen zur Nahrungsaufnahme auf und ziehen sich somit automatisch den Zorn der einheimischen Bauern zu. Die Regierung Madagaskars stufte den Großen Vasapapagei darum auch vor einigen Jahren als Schädling ein und erlaubte die Bejagung zu Haltungs- und Nahrungszwecken. Sicherlich wird diese Dezimierung der Bestände auch dort noch in der Gegenwart fortgesetzt. Dennoch gilt der Status des Großen Vasapapageien in seiner Heimat als stabil und eine Höherstufung von Anhang II in den Anhang I des Washingtoner Artenschutzübereinkommens ist in den nächsten Jahren nicht zu erwarten.

Auf den Komoreninseln kommt die Art noch sehr häufig vor und wird auch offiziell als häufig vorkommend eingestuft. Inwieweit die Lebensraumzerstörung auch in diesem Bereich des Verbreitungsgebietes des Großen Vasapapageien eine Rolle spielt ist momentan noch ungeklärt.

Über die Fortpflanzungsbiologie der hier beschriebenen Art ist erst in den letzten Jahren einiges bekannt geworden. Auf Madagaskar und auch auf den Komoren beginnt die Brutzeit offensichtlich im September und zieht sich bis zum Januar des Folgejahres hin. Die Nisthöhlen werden in Bäumen gesucht. Etwa 30 Tage vor der Eiablage beginnen die ersten Fortpflanzungsaktivitäten. Die Weibchen kopulieren in dieser Zeit mit mehreren Männchen, meist sind es zwei oder drei. Diese Männchen halten sich vor der Eiablage und auch während der späteren Brutzeit und Aufzuchtsperiode der Jungvögel in der Nähe des Weibchens auf.

Ungewöhnlich kurz ist die Brutzeit dieser großen Papageienvögel. Mit 15 Tagen Inkubationszeit benötigt diese Spezies ein wenig mehr als die Hälfte des von der Statur ähnlichen Kongo-Graupapageien, Psittacus erithacus! Auch das Ausfliegen der Jungvögel nach etwa 50 Tagen ist außergewöhnlich. Andere Papageienspezies dieser Größe benötigen für diese Wachstumsphase auch fast das Doppelte an Zeit. Warum es gerade bei den Vasapapageien in deren Stammesgeschichte zu einer solch immensen Verkürzung dieser zeitlichen Perioden gekommen ist, konnte bislang noch nicht geklärt werden. Freilandbeobachtungen haben bis jetzt auch noch nicht wesentlich zur Lösung dieser und anderer Rätsel, die dieser Spezies anhaften, beigetragen. So werden wir in Zukunft weiterhin Vermutungen diesbezüglich anstellen müssen und auf die Arbeitsergebnisse der Wissenschaftler warten, denen es hoffentlich noch gelingen wird die Verhaltensweisen dieser Papageien vor der endgültigen Vernichtung ihrer natürlichen und angestammten Umwelt zu studieren.


Haltung
Große Vasapapageien sind gern in Bewegung; sie fliegen viel, wenn ihnen dazu hinreichender Platz zur Verfügung steht. Genau diesem Bedürfnis sollte unbedingt Rechnung getragen werden, geht man in die Planung einer möglichst artgerechten Unterkunft für Große Vasapapageien. Die Bauausführung ist bei jedem Vogelliebhaber von Einflüssen bestimmt, die aus finanzieller Sicht oder auch aus nicht vorhandenen Platzgründen oftmals an bestimmte Grenzen stößt. Jedoch sollte auch unter diesen Umständen versucht werden den Vögeln das größtmögliche Platzangebot zu bieten.

Eine kombinierte Innen-/ Außenvoliere ist auch für diese Papageien in unseren Breiten sicherlich die beste Unterkunft. Bei Vögeln dieser Größe halte ich für die Außenvoliere eine Mindestlänge von 5 Metern für erforderlich. Die Breite und Höhe sollte meines Erachtens jeweils 2 Meter nicht unterschreiten. In diesem Bereich der Unterkunft ist es sehr ratsam, den Vasapapageien Möglichkeiten zu bieten, nach Belieben sonnige und auch schattige Plätze aufsuchen zu können. Teilüberdachungen oder eventuell auch Anpflanzungen größerer Bäume in Volierennähe können diesen Schatten realisieren. Da Große Vasapapageien sich gern beregnen lassen, sollte auf jeden Fall ein Teil der Außenvoliere nicht überdacht sein; hierauf kann dann auch eine Beregnungsanlage installiert werden, die an warmen Sommertagen für eine beliebte Erfrischung sorgen wird. Badegefäße erfüllen diesen Zweck auch, sind allerdings immer sehr schnell verschmutzt und das Wasser wird in diesem Zustand von den Vögeln auch als Trinkwasser genutzt, was dann nicht immer die besten hygienischen Bedingungen  erfüllt.

In der Außenvoliere sollte ein Kletterbaum befestigt werden, der fast bis an die Volierendecke reicht. Große Vasapapageien sind zwar nicht unbedingt die besten Kletterer unter den Papageienvögeln, aber in der Unterkunft werden von ihnen immer wieder gern die höchsten Sitzpositionen ausgewählt. Außerdem wirken die oftmals trostlosen Volierenanlagen mit derartigen Kletterbäumen etwas dekorativer. Ansonsten sollten noch mindestens 2 Sitzstangen in der Außenvoliere angebracht sein, die die Großen Vasapapageien zum Gebrauch ihrer Flügel zwingen. Diese Sitzgelegenheiten sind natürlich im größtmöglichen Abstand so anzubringen, dass sie die Fluglinie der Vögel nur geringfügig behindern können.

Als Bodenbelag in der Außenvoliere bietet sich für Große Vasapapageien grober Kies an, da dieser leicht zu reinigen ist. Auch naturbelassener Erdboden, der mit verschiedenen Gräsern beziehungsweise Unkräutern bewachsen ist, kann sehr gut als Untergrund genutzt werden. Die Pflanzen werden in der Regel durch die Vasapapageien kurz gehalten und dienen auch gleich als Nahrung.

Als Verbindung zum Schutzhaus sollte ein verschließbares Flugloch in die Wand eingelassen werden. Zur Nachtzeit ist es sicherlich besser, wenn die Großen Vasapapageien aufgrund ihrer mitunter vorkommenden Aktivitäten während der Nachtruhe eingesperrt bleiben.

Der Innenraum selbst muss nicht so groß wie die Außenvoliere bemessen sein, sollte aber dennoch ausreichend Platz für die Bewegung der Vögel hergeben können. Eine Grundfläche von 2 x 2 Meter sollte hier als Mindestmaß für ein Paar beziehungsweise einem Trio Großer Vasapapageien gelten. Man sollte bedenken, dass in dem Innenraum auch noch die Niststätte und die Futter- und Trinkgefäße angebracht werden müssen.

Eine künstliche Lichtquelle, am besten gesteuert über Zeitschaltuhren und gegebenenfalls sogar Dimmern, bietet den Vögeln in der kalten Jahreszeit eine Tageszeitverlängerung. Eine Beheizung der Innenvoliere muss im Winter nicht unbedingt erfolgen; Frostfreiheit sollte in diesen Räumen durch eine gute Wärmedämmung jedoch gewährleistet werden können.


Ernährung

Den Großen Vasapapageien eine ausgewogene Nahrung zu bieten, die für diese Spezies bedarfsgerecht ist, bereitet keine großen Schwierigkeiten. Die hier beschriebene Papageienart stellt in dieser Hinsicht keine großen Ansprüche und nimmt eigentlich auch alles Angebotene sofort an.

Als Grundfutter dient den Vasapapageien ein Samengemisch für Großsittiche. Solche Mischungen bekommt man in verschiedenen Zusammensetzungen von unterschiedlichen Futtermittelherstellern im Handel. Zumeist setzen sich solche Samenmischungen aus Sonnenblumenkernen, Kardisaat, Kürbiskernen, Hafer, Weizen, Erdnüssen, Zirbelnüssen, mitunter etwas Hanf sowie getrockneten Hagebutten und auch kleineren Sämereien, wie Hirse und Perilla, zusammen. Erd- und Zirbelnüsse sollten immer hygienisch einwandfrei sein und Erdnüsse zudem ohne Schale angeboten werden. Die Getreidesamen können stets auch im angekeimten Zustand gereicht werden.

Des Weiteren werden auch von den Großen Vasapapageien sehr gern Obst- und Gemüsesorten jeglicher Art aufgenommen. Hier liegt es an dem Halter der Vögel herauszufinden, welche dieser Sorten von seinen Pfleglingen bevorzugt aufgenommen werden.

Nicht zu vernachlässigen ist das tägliche Angebot von Pflanzenmaterial und wildwachsenden Sämereien. Besonders die Vogelmiere und der Löwenzahn mit seinen saftigen Blütenständen stellen besondere Leckerbissen für die Vasapapageien dar. Frische Zweige zum Benagen wissen auch diese Papageien sehr zu schätzen.

Vor und während der Zuchtsaison sollte den Tieren zur besseren Stimulation ein Kraft- und Aufzuchtfutter gereicht werden. Auch diesen Teil der Nahrung kann man als Fertigprodukt verschiedener Hersteller im Fachhandel beziehen.
Neben all diesen Futterbestandteilen sollte den Großen Vasapapageien ständig ein Kalkstein und auch ein Multivitaminpräparat angeboten werden.


Vermehrung

Über die Vermehrung Großer Vasapapageien zu berichten erfordert immer auch etwas näher auf das eigentümliche Verhalten dieser Vögel während der Fortpflanzungsperiode einzugehen.

Um diese Papageien zur Nachzucht zu bewegen ist möglichst eine paarweise oder auch gruppenweise Unterbringung in einer Voliere vorzunehmen. Einem Weibchen können durchaus zwei Männchen hinzugesellt werden.

Mit Einsetzen der Fortpflanzungssaison, die in etwa im April mit dem Umfärben des Schnabels und der Kopfhaut beginnt, interessiert sich auch das Weibchen zunehmend für die im Innenraum bereit gestellten Bruthöhle. Zumeist werden alle erdenklichen Nisthöhlen von den Großen Vasapapageien angenommen. Die stabilste und auch vom Innenklima beste Voraussetzung für eine erfolgreiche Vermehrung bietet sicherlich eine Naturstammnisthöhle. Der Innendurchmesser sollten etwa 35 cm sein und die Höhe der Höhle ungefähr 80 cm.

Wie bereits erwähnt verfärbt sich zu Beginn der Brutsaison die Hautfarbe bei Männchen und Weibchen in einen gelben Farbton, die Schnäbel werden hell hornfarben und die Weibchen verlieren zum Teil ihre Kopffedern. Einige Halter Großer Vasapapageien berichteten mir, dass dieser Federverlust nicht bei allen Weibchen auftritt. Auch manche Männchen verlieren einige Kopffedern, aber bei weitem nicht in dem Ausmaß wie bei den Weibchen.

Nach Erfahrungsberichten anderer Züchter werden die Weibchen der Großen Vasapapageien gegenüber dem männlichen Besatz in der Unterkunft unter Umständen sehr aggressiv, manchmal kommt es zu ernsthaften Auseinandersetzungen, die mitunter sogar mit dem Tod des Männchens enden können.

Von nun an kann aber auch mit den ersten Paarungsbeobachtungen gerechnet werden. Die Kloaken beider Paarpartner schwellen erheblich an. Paarungszeiten von bis zu 30 Minuten sind bei Großen Vasapapageien keine Seltenheit.

Das Gelege umfasst zwischen 2 und 5 Eier. Wie bereits ganz zum Anfang erwähnt haben die Großen Vasapapageien mit 15 Tagen eine relativ kurze Inkubationszeit. Das Gelege wird allein vom Weibchen bebrütet. Die Männchen halten sich zwar immer in der Nähe der Nisthöhle auf und kümmern sich auch um die Weibchen, wenn diese ein- bis zweimal am Tag eine Brutpause außerhalb der Bruthöhle einlegen, aber zum Weibchen direkt in die Höhle begeben sich die Männchen wohl kaum. Jedenfalls wurde mir dergleichen noch nicht berichtet.

Nach dem Schlupf des ersten Kükens vergehen 50 bis 55 Tage, bis der erste Jungvogel außerhalb der sonst anvertrauten Nisthöhle anzutreffen ist. Hier wird der Nachwuchs dann auch intensiv vom Männchen mit Futter versorgt. Ob eine Futterübergabe der Männchen an die Jungvögel auch schon in der Nisthöhle vonstatten geht ist mir bislang nicht bekannt geworden.

Nach dem Ausfliegen des ersten Jungen beginnt nun die Zeit des Selbständigwerdens. Zwei bis drei Wochen benötigen die jungen Vasapapageien für diese Phase ihres gerade erst begonnenen Lebens.
Bis zur nächsten Brut können die Jungvögel schließlich noch bei den Eltern in der Unterkunft verbleiben, danach könnten die Alttiere den juvenilen Großen Vasapapageien gefährlich werden, insbesondere die erwachsenen Weibchen.

Literatur:
- DE GRAHL (1990), Papageien, Stuttgart
- LANTERMANN (1999), Papageienkunde, Berlin
- LANTERMANN & WAGNER (1990), Die afrikanischen Großpapageien, Augsburg
- LOW (1983), Das Papageienbuch, Stuttgart
- ROBILLER (1997), Papageien 2, Stuttgart
- ROBILLER (2003), Das große Lexikon der Vogelpflege, Band 1 u. 2, Stuttgart
- RUß (1887), Die sprechenden Papageien, Magdeburg


Jörg Asmus, Kalmar (Schweden)


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