Die Natur                                   im Fokus der Fotografie

 

Der Reichenow Schwarzohrpapagei Pionus menstruus reichenowi (Heine, 1848)

Schwarzohrpapageien besitzen ein großes Verbreitungsgebiet auf dem südamerikanischen Kontinent. Sie werden der Gattung Pionus zugeordnet, die allgemein unter der deutschen Bezeichnung "Rotsteißpapageien" bekannt ist. Insgesamt 8 Arten werden gegenwärtig zur Gattung Pionus gezählt, von denen die meisten auch in Menschenobhut gehalten und gezüchtet werden. Der Schwarzohrpapagei zählt ebenso zu diesen häufiger gehaltenen Arten aus der Gruppe der Rotsteißpapageien, allerdings ist hier nur die Nominatform regelmäßig in den Zuchtanlagen der Papageienliebhaber vertreten. Die hier beschriebene Unterart P. m. reichenowi zählt nach wie vor zu den selten gehaltenen Vögeln, die ohne Weiteres immer noch als absolute Raritäten in Privathaltungen bezeichnet werden können.

Der deutsche Ornithologe Ferdinand Heine senior (* 9. März 1809 in Halberstadt, † 28. März 1894 ebenda) trug bis in die 1860er Jahre in Halberstadt eine der damals größten privaten Vogelsammlungen Mitteleuropas zusammen. Seine Sammlung bildet den Grundstock für das heutige Museum Heineanum in Halberstadt. Darunter befindet sich auch ein Standpräparat vom Reichenows Schwarzohrpapagei, dass ich im Jahr 2005 während meiner Untersuchungen zur Systematik des Kleinen Vasapapageien (Coracopsis nigra) in dieser Einrichtung bestaunen konnte. Zur damaligen Zeit war dies der erste Kontakt mit dieser Unterart, welche Heine bereits erstmals im Jahr 1884 im Journal für Ornithologie auf der Seite 264 wissenschaftlich beschrieben hat. Ich war beeindruckt von der Färbung dieser Unterart, sah dann in den Folgejahren hin und wieder ein paar Fotos von Einzelexemplaren, die hauptsächlich in den Niederlanden entstanden sein sollen und konnte diese faszinierenden Vögel nun endlich im Jahr 2013, bei einem Besuch des Loro Parque auf Teneriffa, als lebende Exemplare beobachten. Das plötzliche Auftauchen dieser Subspezies in Menschenobhut ist umso erfreulicher, da EHLENBRÖKER & LIETZOW 1997 in ihrem Werk Rotsteißpapageien noch angaben, dass Vertreter dieser Unterart zu jener Zeit wohl nicht in Europa gehalten wurden.

Ein Spezialist für Rotsteißpapageien scheint der französische Züchter Emmanuel Naulleau zu sein, der von 7 Spezies der Gattung in seiner Zuchtanlage jeweils wenigstens eine Unterart hält; nur der Rosenkopfpapagei (Pionus tumultuosus) befindet sich nicht in seiner Sammlung. E. Naulleau gelang im Jahr 2009 die französische Erstzucht vom Reichenows Schwarzohrpapagein, die er im Jahr 2008 von der brasilianischen Naturschutzbehörde IBAMA erhielt. Auch ein italienischer Züchter namens Pietro Ghedin besitzt gegenwärtig 2 Paare, die er als Nachzuchten von E. Naulleau erhielt. Des Weiteren pflegt Peter Hammond 4 Paare bei sich in Groß Britannien. Die Preise für ein Paar Reichenows Schwarzohrpapageien variieren bei diesen Leuten derzeit zwischen 7.000 und 7.2023 € (=6.000,- £), wobei Paare auch blutsfremd zusammengestellt werden können. Allerdings gibt es bei diesen 3 Züchtern derzeit selbst bei solch teuren Vögeln Wartelisten, so dass die Beschaffungsmöglichkeit, einmal abgesehen von dem Preis für diese Vögel, immer noch nicht zufriedenstellend ist. In den Jahren zuvor gelangten nur gelegentlich einzelne Reichenows Schwarzohrpapageien nach Europa, in den meisten Fällen wurde diesen seltenen Vögeln wohl aber auch keine besondere Aufmerksamkeit gewidmet. Da über Nachzuchterfolge bislang nur von E. Naulleau offiziell berichtet wurde.

In zoologischen Einrichtungen Europas werden Angehörige dieser Unterart gegenwärtig nur im Loro Parque auf Teneriffa gehalten.

Wer den hohen Preis für diese Tiere aufbringen kann und sich mit der Anschaffung dieser Vögel vertraut machen möchte, der kann auch bei dieser Schwarzohrpapageien-Subspezies vom gleichen Verhaltensmuster ausgehen, wie es von der Nominatform her bekannt ist. So teilte es mir P. Ghedin mit. Schwierig sollte sich aber in jedem Fall das enge verwandtschaftliche Verhältnis zwischen allen gegenwärtig in Europa gehaltenen Individuen des Reichenows Schwarzohrpapageis darstellen. Von dem italienischen Züchter P. Ghedin wurden Nachzucht-Exemplare mit geschlossenen Fußringen aus dem Jahr 2009 zum Verkauf angeboten.

Genaue Angaben über die Ersteinfuhr dieser Unterart nach Europa konnte ich über die 3 mir bekannten Züchter leider nicht ermitteln.


Beschreibung

Der Schwarzohrpapagei besitzt eine Gesamtlänge von etwa 28 cm. Die Nominatform besitzt eine grüne Grundgefiederfärbung, bei der der Kopfbereich, der Hals und auch die Vorderbrust blau gefärbt sind. Die Brust und der Bauch sind jedoch grün und wirken teilweise blau überhaucht. Der Ohrfleck und auch die Ohrdecken erscheinen schwärzlich. Die Kehlfedern sind rötlich und besitzen blaue Säumungen.

Die Intensität der Blaufärbung, der namengebenden schwärzlichen Ohrflecken und der rötlichen Bereiche der Kehle können jeweils individuell unterschiedlich sein, so auch die Ausdehnung der benannten Kehlfärbung. Die Flügelfärbung ist grün und insbesondere im Schulterbereich bronzefarben überhaucht. Die Handschwingen und die äußeren Armschwingen sind auf der Flügelunterseite braunschwarz gefärbt. Die roten Unterschwanzdecken sind für den deutschen Namen der Gattung Pionus verantwortlich, die Spitzen dieser Federn besitzen eine grüne Färbung. Die Schwanzfedern sind grün gefärbt, die äußeren Federn sind auf der Innenfahne zur Wurzel hin rot, die Außenfahnen und Spitzen sind blau gefärbt. Der Schnabel ist schwärzlich gefärbt und ist an der seitlichen Schnabelbasis rot. Die nackte Wachshaut über dem Schnabel ist grau, genau wie auch der nackte Augenring und die Füße dieser Vögel. Die Iris ist dunkelbraun.

Die Jungvögel der Nominatform sind an Kopf, Hals und Oberbrust noch grün oder grünlichblau gefärbt, nur einzelne Federn besitzen dort bereits einen blauen Endsaum. Auch die rötlichen Federn an der Kehle sind nur angedeutet oder fehlen sogar gänzlich. Mitunter sind rötliche, gelbe oder auch orangefarbene Stirnfedern zu erkennen. Auch die Färbung der Unterschwanzdecken ist noch lange nicht so intensiv wie bei den ausgefärbten Alttieren, diese wirken eher hellrot und weisen hellgrüne Säume auf. 

Die Unterart P. m. rubrigulari unterscheidet sich von der gerade beschriebenen Nominatform durch eine mattere Blaufärbung, wobei hier der rötliche Kehlfleck wesentlich intensiver in Erscheinung tritt. Diese Färbung im Kehlbereich wirkt auch aufgrund der dunkleren grünen Grundgefiederfärbung kontrastreicher. Leider habe ich einen Angehörigen dieser Unterart noch nicht lebend zu Gesicht bekommen, nur als ein weiteres Standpräparat im Heineanum in Halberstadt.

Die in diesem Bericht näher beschriebene Subspezies P. m. reichenowi ist meiner Ansicht nach besonders attraktiv gefärbt. Das blaue Gefieder zieht sich bei dieser Unterart bis zu den Unterschwanzdecken hin, nimmt jedoch vom Kopf zum Bauchbereich an Intensität ab; in der Bauchgegend wirken die Federn teilweise auch grünlich durchsetzt. Der rötliche Kehlfleck fehlt und auch der schwarze Ohrfleck ist nicht so deutlich zu erkennen wie bei den beiden anderen Subspezies. Die Spitzen der ebenfalls roten Unterschwanzdecken sind beim Reichenows Schwarzohrpapagei nicht grün sondern blau gefärbt. Auch die Schnabelfärbung dieser Vögel unterscheidet sich von der der Nominatform und von P. m. rubrigulari. Wobei die Schnabelfarbe auch beim Reichenows Schwarzohrpapagei schwärzlich ist sind die Seiten des Oberschnabels bei ihm nicht rötlich gefärbt sondern vornehmlich hornfarben, ein leichter rötlicher Schimmer ist dort jedoch vorhanden.

Schwarzohrpapageien weisen keinen Geschlechtsdimorphismus auf, dass heißt, dass beide Geschlechter völlig gleich gefärbt sind. Hin und wieder wird angegeben, dass die männlichen Tiere einen breiteren nackten Augenring besitzen sollen; auf derartige Anhaltspunkte würde ich mich jedoch nicht verlassen und immer eine DNA-Geschlechtsbestimmung als die sicherste Methode der Geschlechtererkennung vorziehen.


Heimat und Lebensweise
Schwarzohrpapageien bewohnen ein weiträumiges Territorium im nördlichen Teil Südamerikas. Insgesamt sind es nach Schätzungen von BirdLife International circa 8.510.000 km² in diesem Teil der Welt, die von dieser Papageienart besetzt werden. Den größten Teil nimmt davon die Nominatform ein, welches sich über Teile Venezuelas, Guyanas, Surinams, Französisch-Guayanas, den östlichen Gebieten von Kolumbien, Ekuador und Peru, sowie zu einem großen Teil auch über West-Brasilien hinzieht. Westlich an das Verbreitungsgebiet der Nominatform P. m. menstruus grenzt das Habitat des Blassen Schwarzohrpapagein (P. m. rubrigularis) an. So ist diese Subspezies von Kostarika, über Panama bis in die westlichen Gegenden von Kolumbien und Ekuador vertreten. Gänzlich von diesen beiden Unterarten isoliert ist der im östlichen Brasilien beheimatete Reichenows Schwarzohrpapagei. Die Populationsgröße aller 3 Unterarten ist bislang nicht annähernd genau bekannt. Laut der Weltnaturschutzunion IUCN wird der Schwarzohrpapagei in seiner Heimat dennoch als nicht gefährdet (= Least Concern) eigestuft, wobei die Trendentwicklung derzeit aber als absteigend eingestuft wird. Insbesondere über den Status vom Reichenows Schwarzohrpapagei ist man sich nach wie vor uneinig. Experten beziehen sich bei Schätzungen zum Status dieser Unterart in seiner brasilianischen Heimat häufig auf die rasante Vernichtung des Lebensraumes des Reichenows Schwarzohrpapageis und betrachten die Zukunft dieser Vögel, bei gleichbleibend anhaltender Habitatzerstörung, mit großer Sorge. Einige Experten betrachten diese Unterart des Schwarzohrpapageis als akut gefährdet, denn von den feuchttropischen Wäldern, die in den niedrigen und mittleren Lagen zum hauptsächlichen Habitat dieser Schwarzohrpapagei-Unterart gehören, sind Schätzungen zufolge höchstens noch 5 Prozent der ursprünglichen Größe vorhanden. Hauptursache für diese enorme Reduzierung der Waldbestände ist der Raubbau an der Natur, verursacht durch die Holzindustrie sowie die Schaffung immer neue Flächen für die Landwirtschaft.

In dem noch verbleibenden Waldgebieten leben die Reichenows Schwarzohrpapageien als Nahrungsgeneralisten. Mitunter sind diese Vögel auch an Waldrändern anzutreffen und gelegentlich sollen sie auch landwirtschaftliche Nutzflächen aufsuchen, um dort Nahrung zu sich zu nehmen. Über eine Verfolgung dieser Vögel durch die einheimische Bevölkerung als Ernteschädling ist dem Verfasser nichts bekannt. Lediglich der Fang für den internationalen Vogelhandel scheint hier eine, wenn auch nur untergeordnete Rolle zu spielen. Reichenows Schwarzohrpapageien sind entweder einzeln, paarweise oder in kleineren Gruppen anzutreffen. In diesen Konstellationen begeben sich diese Vögel in den frühen Morgenstunden und am Nachmittag auf die Suche nach Nahrung, die im Wesentlichen aus Früchten, Beeren, frischen Knospen und auch Samen. Die Nahrungsaufnahme erfolgt in den meisten Fällen in den Baumwipfeln und nur selten suchen diese Vögel den Erdboden auf. Über die Brutbiologie des Reichenows Schwarzohrpapageis liegen derzeit keinerlei Informationen vor.


Haltung

Über die Haltungsanforderungen, die Ernährung und Vermehrung dieser Unterart des Schwarzohrpapageis liegen dem Verfasser leider nur persönliche Mitteilungen von dem italienischen Züchter P. Ghedin vor und Informationen aus dem Bericht des Franzosen E. Naulleau aus der Zeitschrift PAPAGEIEN. Und dann auch nur Erfahrungen aus den kurzzeitigen Beobachtungen dieser Subspezies im Loro Parque auf Teneriffa.

Reichenows Schwarzohrpapageien werden als angenehm ruhige Pfleglinge in Menschenhand bezeichnet, die gern klettern und von ihrer Stimme nur wenig Gebrauch machen. Die Haltungsformen der beiden Züchter aus Italien und Frankreich können auf die hiesigen Bedingungen leider kaum angewandt werden. In beiden Fällen werden die Schwarzohrpapageien in Hängekäfigen mit unterschiedlichen Maßen untergebracht. So stehen diesen Vögeln bei dem Franzosen E. Naulleau Käfige mit den Maßen 1,5 m x 1 m x 1m zur Verfügung und bei dem Italiener P. Ghedin 2 m x 1,2 m x 1,2 m (L x B x H). In Deutschland wird man auch für diese Papageienvögel eine Haltung in einem geschlossenen Raum vorsehen müssen oder in einer kombinierten Innen-/Außenvoliere. Obwohl die Reichenows Schwarzohrpapageien, wie auch ihre Artgenossen der Nominatform, bei ausreichender Klimatisierung Temperaturen um den Gefrierpunkt verkraften, sollte man bei solch seltenen Vögeln keine Experimente in diese Richtung wagen. Unbedingt sollte die Voliere für diese Papageien aber mit einem Kletterbaum ausgestattet sein. Schwarzohrpapageien sind trotz ihres kurzen Schwanzes recht gute Flieger, so dass ihnen aber auch für den Flug ausreichend Platz zur Verfügung stehen sollte. Holzteile sollten für diese Papageienvögel nicht erreichbar sein, da auch Reichenows Schwarzohrpapageien hin und wieder von ihren Schnäbeln Gebrauch machen und dann mitunter Schaden an der Volierenkonstruktion anrichten können.

In den Sommermonaten lieben diese Vögel es im Regen zu baden, alternativ dazu sollte eine Berieselungsanlage für die regenarme Zeit zur Verfügung stehen. Ansonsten sind auch Reichenows Schwarzohrpapageien ähnlich unterzubringen wie meisten anderen Papageienarten aus dem südamerikanischen Raum. Da auch diese Unterart des Schwarzohrpapageis sehr anfällig für die Krankheit Aspergillose ist, sollte unter anderen auch auf peinlichste Sauberkeit im Käfig beziehungsweise in der Voliere geachtet werden.


Ernährung

Um die Anfälligkeit für Aspergillose bei seinen Reichenows Schwarzohrpapageien zu senken füttert E. Naulleau seine Tiere mit extrudiertem Futter sowie verschiedenen Obst- und Gemüsesorten. Er nennt in seinem in der Zeitschrift PAPAGEIEN erschienenen Bericht Feigen, Äpfel, Möhren, Stangensellerie, rohe und gekochte Rote Bete, Bananen und Orangen. P. Ghedin benennt noch weitere Obst- und Gemüsesorten wie Pfirsich, Kaktusfeige, Weintrauben, Erdbeeren, Melone, Gurke, Paprika, Topinambur, Mango und Kumquat. Er wiederum gibt seinen Reichenows Schwarzohrpapageien eine spezielle Samenmischung für Amazonen mit einem geringen Anteil an Sonnenblumenkernen. Des Weiteren gibt er regelmäßig frische Zweige zum Benagen und auch halbreife und reife Samenstände von Unkräutern (vor allem von wilden Gräsern) aus der Natur. Seine Reichenows Schwarzohrpapageien nehmen jedoch stets das Obst und Gemüse zuerst an, bevor sie auch von der bereitgestellten Samenmischung fressen. Im angekeimten Zustand wird zwar auch die Körnermischung eher gefressen, aber aufgrund der Gefahr einer Aspergilloseerkrankung verzichtet auch P. Ghedin auf eine zu regelmäßige Gabe dieser Futtervariante. Weiteres über die Ernährung diese Schwarzohrpapageien-Unterart konnte ich zunächst nicht in Erfahrung bringen. Sicherlich gibt es aber noch einige Aspekte mehr, die bei der Fütterung dieser Vögel Beachtung finden könnten.


Vermehrung

Seit 2009 züchtet E. Naulleau regelmäßig mit seinen Reichenows Schwarzohrpapageien und gibt an, dass Weibchen in einem Alter von etwa 2 Jahren zuchtreif sind und die Männchen mit ungefähr 3 Jahren. Er stellt seinen Zuchtpaaren nur in den Wintermonaten keine Nistkästen zur Verfügung. Diese künstlichen Bruthöhlen besitzen eine Grundfläche von 30 cm x 30 cm und eine Höhe von 40 cm. Bei ihm zeigen die Schwarzohrpapageien oft schon Ende Februar erste Balzaktivitäten, noch bevor die Nistkästen sich in den Käfigen befinden. Nach dem Einsetzen der Fortpflanzungsaktivitäten stellt E. Naulleau seinen Tieren die Brutplätze zur Verfügung. Die Männchen suchen fortan die ständige Nähe zu ihren Weibchen. Kurz vor der Eiablage halten sich die Weibchen für immer längere Zeit in den Nistkästen auf und werden durch das Schlupfloch von ihren Männchen mit Nahrung versorgt. Zu Kopulationen kommt es in dieser Zeit unter anderem auch im Höhleninneren. Aus 3 bis 6 Eiern setzten sich die bisherigen Gelege der Reichenows Schwarzohrpapageien bei E. Naulleau zusammen. Die Brutzeit beträgt 26 Tage.

P. Ghedin bestätigt im Grunde diese Angaben, teilte mir jedoch mit, dass er Naturstammnisthöhlen verwendet, die einen Innendurchmesser von 27 cm besitzen und 40 cm hoch sind. Des Weiteren gibt er an, dass der Legeabstand zwischen 2 und 3 Tagen liegen kann und als Brutzeit bei seinen Tieren 25 bis 28 Tage ermittelt wurden. Das Weibchen verlässt während dieser Zeit nur selten das Nest, meist nur um eine kurze Strecke zu fliegen, sich vom Männchen füttern zu lassen, sich mit ihm kurz der gegenseitigen Gefiederpflege zu widmen und sich zu entleeren. Der italienische Züchter schrieb mir aber auch, dass die männlichen Reichenows Schwarzohrpapageien mit Beginn der Fortpflanzungszeit aggressiv gegenüber dem Pfleger auftreten können. Die Nestlingszeit der bei ihm ausgeflogenen Schwarzohrpapageien dieser Subspezies betrug zwischen 60 und 70 Tagen. Dann müssen noch weitere 2 bis 3 Wochen vergehen bis zur Selbständigkeit der Jungvögel.

Es ist zwar sehr schön, dass diese attraktiven Vögel nun auch in Haltungen von Papageienliebhabern befinden, im Großen und Ganzen sieht es aber um den Bestand der Reichenows Schwarzohrpapageien in Menschenhand sehr traurig aus. Die Gründerpopulation des jetzigen Bestandes geht leider auf nur sehr wenige Tiere zurück. Darum sollten alle Besitzer von Vögeln dieser Unterart äußerst verantwortungsvoll mit diesen Papageien umgehen, in der Hoffnung, dass vielleicht noch einmal einige Reichenows Schwarzohrpapageien von der brasilianischen Naturschutzbehörde IBAMA nach Europa gelangen und somit zu einer Blutauffrischung beitragen können.


Literatur:

- Ehlenbröker, J. R. Ehlenbröker & E. Lietzow (1997): Rotsteißpapageien. Detmold
- Naulleau, E. (2012): Die französische Erstzucht des Reichenow Schwarzohrpapageis. Papageien 25: 116-119
- Robiller, F. (1990): Papageien. Band 3: Mittel- und Südamerika. Stuttgart



Jörg Asmus, Kalmar (Schweden)


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