Die Natur                                   im Fokus der Fotografie

 

Die Moorente Aythya nyroca (Güldenstädt, 1770)

Immer wieder faszinierte mich bei meinen zahlreichen Besuchen zoologischer Einrichtungen oder bei meinen Aufenthalten bei einigen der wenigen Wasservogelzüchter hier in Deutschland die eigentlich schlicht gefärbte Moorente. Insbesondere der Kontrast von den weißlich gefärbten Augen und dem dunklen Gefieder der männlichen Vögel ist sehr beeindruckend für mich.

In der Wasservogelhaltung spielen Moorenten schon seit einiger Zeit eine wichtige Rolle. Sie gelten als verträglich gegenüber anderen Entenarten aber auch als anspruchslose und robuste Pfleglinge, die zudem zu den leicht zu vermehrenden Entenarten gehören. Die Moorente wurde in Deutschland lange Zeit nicht zu den Brutvögeln gezählt. Erst 1999 konnten Brutnachweise an der sächsisch-brandenburgischen Grenze und am Bodensee getätigt werden; seit 2010 gibt es auch wieder Brutpaare in Mecklenburg-Vorpommern. Nach neuesten Feststellungen soll es sich aber in allen Fällen um entwichene Gefangenschaftsvögel handeln, die mit einheimischen Arten Hybriden bildeten und auf diese Weise den Eindruck einer Wiederansiedlung vermittelten.

Die Moorente wurde im Jahr 1770 durch den deutsch-baltischen Naturforscher in russischen Diensten Johann Anton Güldenstädt (* 26. April 1745 in Riga; † 23. März 1781 in St. Persburg, beides Russisches Kaiserreich) wissenschaftlich beschrieben. In seinem Werk Novi Commentarii academiae scientiarium imperialis Petropolitanae fand die neue Art auf der Seite 403 Beachtung. Seither weist die Moorente überall in ihren Verbreitungsgebieten langzeitliche Populationsschwankungen auf. So zählte die Art noch zu Beginn des 20. Jahrhunderts zu den am häufigsten vorkommenden Arten in ihrem Verbreitungsgebiet; danach gingen die Bestände zum Teil drastisch zurück. Verlässliche Bestandszahlen sind gegenwärtig schwer zu ermitteln, aber nach derzeitigen Schätzungen beträgt die weltweite Population wahrscheinlich nur noch zwischen 40.000 und 100.000 Individuen. Noch wird diese Entenart von BirdLife International als „gering gefährdet“ (Vorwarnstufe) eingestuft, jedoch sollten die Bestandsentwicklungen genauestens beobachtet werden, um  bei weiteren Bestandsrückgängen gegebenenfalls sofort mit geeigneten Maßnahmen reagieren zu können.


Beschreibung

Die Moorente erreicht eine Körperlänge von 38 bis 42 cm und wiegt durchschnittlich 560 g. Diese Art weist einen nur geringen Geschlechtsdimorphismus auf, so dass Männchen und Weibchen selbst im Brutkleid nicht so eindeutig zu identifizieren sind, wie es bei anderen Entenarten sehr oft der Fall ist.

Der Erpel weist auf der Körperoberseite eine mahagonifarbene Grundgefiederfärbung und eine schwarzbraune Flügelfärbung auf, außerdem besitzt er die charakteristische weiße Iris. Die weibliche Moorente ist im Grundgefieder hingegen etwas blasser gefärbt und hat eine braune Irisfärbung; bei ihr fällt insbesondere der Kontrast zwischen der Färbung des Rückens und des übrigen Gefieders weniger auf als beim Erpel.
Leuchtend weiße Unterschwanzdecken und auch ein weißes Bauchgefieder besitzen hingegen beide Geschlechter, auch ist im Flug der deutlich weiße Flügelstreif sichtbar. Der Schnabel ist beim Männchen blaugrau und beim Weibchen dunkelgrau gefärbt, die Schnabelspitze ist etwas aufgehellt.

Im Ruhekleid zeigen sich die Geschlechter nur jeweils wenig verändert zum Brutkleid.


Heimat und Lebensweise

Das Verbreitungsgebiet der Moorente erstreckt sich über weite Teile Osteuropas und den steppen- bzw. halbwüstenartigen Gegenden Asiens. So hat diese Entenart ihre Vorkommensgebiete innerhalb Europas insbesondere in Ungarn, Bulgarien, Rumänien, in Teilen Polens, Tschechiens und der Ukraine. Im Innern der Mongolei und auch im Hochland Tibets befinden sich größere Populationen. In den Wintermonaten suchen die Moorenten von Ende Oktober bis zum März wärmere Gebiete auf. Dies sind vornehmlich Gegenden am Schwarzen und dem Kaspischen Meer sowie am Aralsee, aber auch innerhalb Griechenlands, Italiens, der Türkei, Iraks, Irans, Pakistans oder Nordafrikas sind Moorenten dann anzutreffen. Vereinzelte Individuen überqueren aber auch die Sahara und überwintern in den feuchten Gebieten Westafrikas und dem Sudan. In der Zeit vom März bis April ziehen die Moorenten schließlich wieder in ihre Brutgebiete zurück.

Die Moorente lebt in ihren Vorkommensgebieten sehr unauffällig in paarweiser Formation, aber auch einzeln oder in kleineren Gruppierungen. Als Lebensraum bevorzugt diese Ente verlandete Gewässer, mit vielfältigem Bewuchs von Sumpf- und Wasserpflanzen, in der auch noch eine artenreiche Unterwasservegetation vorhanden ist und eine breite Riedzone. Tiefe Gewässer, fließende Flüsse und Bäche sowie Moorlandschaften werden von der Moorente in der Regel gemieden.

In den beschriebenen Lebensräumen findet diese Ente vorwiegend vegetarische Nahrung, von der sie sich hauptsächlich ernährt. Dies sind die grünen Pflanzenteile, Samen sowie Wurzelknollen. Die Nahrung wird durch Tauchen im Flachwasser aufgenommen und besteht vornehmlich aus Wasserpflanzen; aufgrund dieser Ernährungsform wird die Moorente auch zu den Tauchenten gezählt. Die wenigen Kleinlebewesen nimmt die Moorente eher nebenbei als Nahrungsbestandteil auf; es sind meist Schnecken, die gemeinsam mit der Pflanzennahrung verzehrt wird. Gelegentlich ernährt sich diese Ente jedoch auch von Wasserinsekten, Kleinkrebsen, Würmer, Muscheln, Kaulquappen oder auch jungen Fröschen.

Zur Fortpflanzung schreiten Moorenten gewöhnlich nur einmal im Jahr. Die Balz dieser Vögel ist eher unscheinbar. In der krautigen Vegetation nahe vom Wasser wird ein aus Pflanzenteilen bestehendes, gut verstecktes Nest gebaut. Die Nestmulde wird mit Dunen und kleineren Federn ausgepolstert. Oft findet man das Nest auch in der Riedzone an den Gewässern oder auch auf kleineren Inseln. Das Weibchen legt zwischen Mitte Mai und Mitte Juni in 24-stündigem Abstand 7 bis 11 rahmgelbe bzw. rahmrötliche Eier. Bei vollständigem Gelege beginnt das Weibchen schließlich mit der Bebrütung des Geleges, woraus sich ein einheitlicher Termin für alle zum Schlupf kommenden Entenküken ergibt. Das Männchen hält sich oftmals noch während der Brutphase in der Nähe seines brütenden Weibchens auf und entfernt sich erst spätestens nach dem Schlupf der Küken. Die Brutdauer beträgt bei den Moorenten 25 bis 27 Tage und nach etwas 2 Monaten sind die Jungvögel flügge. Geht ein Erstgelege frühzeitig verloren wird im Juli ein Nachgelege produziert, dass dann allerdings eine wesentlich geringere Anzahl an Eiern enthält.


Haltung

Moorenten benötigen in menschlicher Obhut etwas größere Teichanlagen, die zwischen 50 und 80 cm tief und mit natürlichem Pflanzenwuchs bewachsen sein sollten. Die Art hält sich gern auf dem Wasser auf. Auf Teichanlagen in zoologischen Einrichtungen sieht man diese Entenart häufig in der Gesellschaft mit anderen verträglichen Arten. Neben der Verträglichkeit und ihrer Lebhaftigkeit zählen die Anspruchslosigkeit und die Robustheit der Moorente zu ihren weiteren Vorzügen, so dass diese Ente durchaus jedem Liebhaber von Wasservögeln wärmstens empfohlen werden kann.

Neben der Teichanlage sollte natürlicher Uferbewuchs für eine artgerechte Umgebung sorgen. So kann Schilfbewuchs, Grasbülten, dichtes Gebüsch, Wiesenbewuchs aber auch kurzgehaltenes Gras, alles im ausgewogenen Verhältnis zueinander, eine Form der Umgebungsvegetation darstellen. Auf eisfreien Teichanlagen können Moorenten im Freien überwintert werden; empfehlenswert ist dennoch die Bereitstellung einer Stallung, in der die Enten bei widrigem Wetter Zuflucht finden können. Das Teichbecken kann als Betonbassin für den Wasserhalt sorgen, oder die ausgegrabene Fläche wird mit Teichfolie ausgelegt oder mittels Kunstharz versiegelt.


Ernährung

Besondere Nahrungsansprüche stellt die Moorente nicht. Als Grundfutter sollten heutzutage Entenpellets und ein Entenmischfutter angeboten werden. Beides ist im Fachhandel in zahlreichen Varianten zu erhalten und wird auch problemlos von den Moorenten aufgenommen. Einige Sorten Pelletfutter werden schwimmfähig hergestellt, somit kann dies direkt in das Teichgewässer gegeben werden. Diese beiden Grundfuttermischungen beinhalten bereits einen Großteil der lebensnotwendigen Eiweiße, Vitamine und Rohfasern.

Des Weiteren sollte eine Körnermischung zum täglichen Angebot für die Moorenten gehören. Weizen und Hirse sind die wohl am meisten verbreiteten Getreidesorten bei der Moorentenfütterung. Diese Sorten können auch im gekeimten Zustand gereicht werden.  Moorenten tauchen auch gern nach Getreidekörnern am Teichgrund.

Auch Grünpflanzen nehmen eine wichtige Stellung bei der Ernährung dieser Entenart ein. Einige Pflanzenteile finden die Moorenten bereits in ihrer bewachsenen Umgebung der Teichanlage. Ihnen kann aber auch Salat, Mangold, Chicorée und verschiedene andere Salate angeboten werden. Aber auch Löwenzahn, zerkleinerte Brennnessel und selbstverständlich die Wasserlinse können der Natur entnommen und den Moorenten als Nahrungskomponente angeboten werden. Hierbei ist jedoch darauf zu beachten, dass diese Grünpflanzen aus Gebieten stammen, in denen zuvor keine chemischen Substanzen ausgebracht worden sind.

An Lebendfutter nehmen die Moorenten in Menschenobhut nicht die Mengen auf, wie sie von anderen vor allem größeren Entenarten her bekannt sind. Dennoch können ihnen gelegentlich Regenwürmer, Schnecken und Würmer gereicht werden.


Vermehrung

Moorenten zählen zu den leicht zur Fortpflanzung schreitenden Entenarten, die in Menschenobhut auch regelmäßig brüten. Die Geschlechtsreife erreichen diese Enten im Alter von ungefähr einem Jahr. Als Nistgelegenheit können den Moorenten etwas versteckt Körbe, Hütten, Nisthöhlen und auch Seggenkaupen angeboten werden.

Im zeitigen Frühjahr beginnen die Moorenten auch in Gefangenschaft mit dem eigentlichen Fortpflanzungsverhalten. Wobei das typische Balzverhalten in Menschenobhut bereits einige Monate vor der Eiablage einsetzt. Von einer ausgeprägten oder auch spektakulären Balz kann bei ihnen jedoch keine Rede sein. So kann nur das sogenannte Nickschwimmen beobachtet werden, bei dem Kopf und Hals nickend bewegt werden. Auch von einem auffällig eingeknickten Hals wird im Zusammenhang mit dem Balzverhalten der Moorente des Öfteren berichtet. Ab Mitte April kann bereits mit einem Erstgelege gerechnet werden, dass in der Regel 8 Eier umfasst. Auch in Menschenhand wird täglich ein Ei gelegt. Ist das Gelege vollständig beginnt das Weibchen mit der Brut, die sich über eine Zeitdauer von 26 bis 28 Tagen hinzieht.

Sind die Entenkücken geschlüpft benötigen sie nur kurze Zeit bis sie erstmals Nahrung zu sich nehmen. Wasserlinsen und ein Mischfutter stellen in den ersten Lebenstagen ein perfektes Futter dar. Die Aufzucht junger Moorenten bereitet allgemein keinerlei Probleme, so dass die Jungvögel mit 6 bis 7 Wochen befiedert sind und sich nach dieser Zeit nur noch die Schwungfedern ausbilden müssen. Dann wird der Züchter dieser Enten auch erstmals das Geschlechterverhältnis seiner Nachzucht feststellen können, denn in diesem Alter verfärbt sich die Iris der jungen Erpel in die markante weißliche Färbung.


Jörg Asmus, Kalmar (Schweden)


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