Die Natur                                   im Fokus der Fotografie

 

Öland - ein Eldorado für Vogelfotografen

Die Bedeutung der Insel für die Vogelwelt


Öland hat über das gesamte Jahr betrachtet eine enorme Bedeutung für die Avifauna. Einmal sind es die rastenden Zugvögel, für die diese Insel sehr wichtig ist und dann sind es auch die Arten, die Öland in großer Zahl für die Brut und Aufzucht ihrer Jungvögel aufsuchen.

Ein großer Teil der Vögel ziehen im Frühjahr durch Europa, von ihren Überwinterungsgebieten in Afrika oder Südwest-Europa in Richtung ihrer Brutgebiete in Nordost-Europa, oder manchmal sogar noch etwas weiter in die russische Taiga oder den dortigen Tundren. Im Herbst startet der Vogelzug dann in die entgegengesetzte Richtung. Mitten auf der europäischen Flugroute liegt die Ostsee, deren Überquerung den Vögeln einiges an Kraft abverlangt. Ölands küstennahe Gebiete sind dann ein begehrter Anziehungspunkt. Im Frühjahr rasten die oft erschöpften Zugvögel hier nach dem langen Flug über das offene Meer und im Herbst stärken sie sich vor ihrem beschwerlichen Weg über die Ostsee. Wenn die Zugvögel in beiden Fällen für einige Tage auf Öland bleiben, dann sammeln sich hier in dieser Zeit einige Millionen Individuen. Häufig sind diese Vögel dann bei der Nahrungsaufnahme zu beobachten.

Wintergoldhähnchen (Regulus regulus) in der Nähe vom Naturschutzzentrum in Ottenby, Södra udde. Aufnahme vom 12.10.2021, 09.04 Uhr. Canon EOS 1D X Mark III, EF 4/600 mm + 1.4x-Konverter, f/5,6, 1/6400 Sek., ISO-3200, Stativ

Auffällig sind insbesondere immer die Wintergoldhähnchen (Regulus regulus), die Ende September bis Mitte Oktober in einer enormen Anzahl in einigen Orten auf Öland vertreten sind, dass sie dem Menschen gegenüber bei der Futtersuche kaum Scheu zeigen und ihnen mitunter sogar auf dem Kopf fliegen. Hier bietet es sich für versuchsfreudige Fotografen übrigens an, die kleinsten europäischen Vögel auch einmal im Flug zu fotografieren. Es ist nicht einfach, aber mit einem gewissen Maß an Ausdauer wird man dann vielleicht belohnt.

Manche Zugvögel zeigen während ihres Aufenthalts im Frühjahr auch erste Balzaktivitäten. In Erstaunen versetzen dem Beobachter dann immer wieder die Kampfläufer. Die männlichen Tiere mit ihrem individuellen Prachtkleid wirken besonders beeindruckend, wenn sie mit aufgerichtetem Kragen um die Gunst eines Weibchens werben oder einen Rivalen aus dem Umfeld verjagen wollen.

Ein Paar Kampfläufer an der Södra udde. Aufnahme vom 29.04.2022, 06.01 Uhr. Canon EOS 51DX Mark III, EF 4/600 mm + 1.4x-Konverter, f/5,6, 1/6400 Sek., ISO-1600, aus dem PKW.

Ein Kampfläufer am gleichen Ort wie links. Aufnahme vom 29.04.2020, 10.21 Uhr. Canon EOS 5D Mark IV, EF 4/600 mm, f/5, 1/5000 Sek., ISO-640, aus dem PKW.

In Ottenby befindet sich auch eine bekannte Vogelwarte, in der Jahr für Jahr freiwillige Helfer die dort gefangenen Vögel mit einem Ring markieren. Ihnen stehen dafür an verschiedenen Stellen in der Umgebung Fangnetze zur Verfügung, die mehrmals täglich kontrolliert werden, aber auch Fanganlagen, wie beispielswiese die sogenannten Helgoland-Fallen.

Hin und wieder gehen den Ornithologen dann auch interessante Irrgäste in die Netze, wie Waldpieper (Anthus hodgsoni), Maskenschafstelze (Motacilla flava feldegg), Nonnensteinschmätzer (Oeanthe pleschanka), Samtkopf-Grasmücke (Sylvia melanocephala), Blassspötter (Iduna pallida), Wacholder-Laubsänger (Phylloscopus nitidus), Buschspötter (Iduna caligata) oder auch Steppenspötter (Iduna rama). Einige seltene Vogelarten werden aber auch einfach nur beobachtet und sorgen dennoch für Erstaunen. So wie zuletzt ein Rotkehlstrandläufer (Calidris ruficollis), der sich am 15. Juli 2022 an der Südspitze Ölands aufhielt oder eine männliche Brillenente (Melanitta perspicillata) im April und Mai 2020. Es ist immer wieder erstaunlich, wie weit diese Irrgäste in manchen Fällen von ihren eigentlichen Zugrouten abweichen, beispielsweise das Amur-Schwarzkehlchen (Saxiola stejnegeri), das in Zentral- und Ostsibirien, Japan, Korea, Nordostchina und der Ostmongolei brütet und gewöhnlich zur Überwinterung nach Südchina und Indochina zieht. Mit Irrgästen kann man auf Öland jedes Jahr rechnen.

Vogelfalle „Helgoland“ direkt neben der Vogelfangstation in Ottenby, Södra udde.

Der asiatische Gelbbrauen-Laubsänger (Phylloscopus inornatus)  zählen auf Öland zu den regelmäßig zu beobachtenden Irrgästen.

und die nordamerikanische Ringschnabelente (Aythya collaris) 

Während des alljährlichen Vogelzugs kann man eine Vielzahl Limikolen-Arten an verschiedenen Stellen auf Öland beobachten; seltener zum Beispiel Regenbrachvögel (Numenius phaeopus), aber deutlich häufiger wiederum Alpenstrandläufer (Calidris alpina).

Regenbrachvogel (Numenius phaeopus) in Ottenby. 29.04.2019, 08.24 Uhr.  Canon EOS 5D Mark IV, EF 4/600 mm + 1.4x-Konverter, f/5,6, 1/6400 Sek., ISO-800, PKW.

Alpenstrandäufer (Calidris alpina) in Beijershamn vom 05.08.2019, 05.57 Uhr. Canon EOS 1D X Mark III, EF 4/600 mm + 1.4x-Konverter, f/5,6, 1/8000 Sek., ISO-1250, Stativ

Rotfußfalken können auf Öland in letzter Zeit jährlich beobachtet werden. Im Mai 2019 war dies besonders häufig der Fall; an einer Stelle hielten sich zu dieser Zeit bis zu 3 Individuen auf. Canon EOS 5D Mark IV, EF 4/600 mm + 1.4x-Konverter, f/5,6, 1/8000 Sek., ISO-1600, Stativ.

Interessant sind auf der Insel aber auch die zahlreichen Enten und Gänse während der Rast. Vor allem die Weißwangengänse (Branta leucopsis) sind dann vielerorts in großer Zahl anzutreffen. Häufig sieht man sie dann in Gruppen auf den Ackerflächen, oder auch auf anderen offenen Stellen in Wassernähe. Nicht selten sind diese Gänse dann vergesellschaftet mit Ringel- oder Graugänsen (Anser anser), aber auch Blässgänsen (Anser albifrons). Der Zug von Weißwangen- und Ringelgänsen vorbei an Öland kann ein imposantes Schauspiel sein. An manchen Tagen, meist im Oktober, sind große Schwärme dieser Vögel auch in der Luft zu sehen und mitunter sehr gut zu fotografieren.

Als Liebhaber seltener Sichtungen kann man bei den Ringelgänsen dann auch hin und wieder mit der hellbäuchigen Unterart B. b. hrota rechnen. Trauerenten (Melanitta nigra) aber auch Samtenten (Melanitta fusca) zählen ebenfalls zu den Arten, denen man durchaus während ihres Zuges begegnen kann. Oftmals beschränken sich die Sichtungen dieser beiden Arten allerdings auf vorüberfliegende Individuen. Erwähnenswert ist aber auch der Zug der Eiderenten (Somateria mollissima), eine Art, die man auf Öland zwar das ganze Jahr über häufig sieht, deren Zug in größeren Gruppen aber umso eindrucksvoller ist. Besonders in Stora rör an der Westküste Ölands kann man dieses Schauspiel gut beobachten, denn hier ist der Abstand zwischen Öland und dem schwedischen Festland am geringsten und die Eiderenten fliegen dann etwas näher an Ölands Küste vorüber.

Als Rastplatz ist Öland aber auch für viele andere Vögel von großer Bedeutung, zum Beispiel für die vielen Singvogelarten, die auch im Norden Europas zur Brut schreiten. Klappergrasmücken (Curruca curruca), Feldlerchen (Alauda arvensis) oder Wintergoldhähnchen zählen zu den eher häufigen Vögeln. Schafstelzen (Motacilla flava) und Strandpieper (Anthus petrosus) sind etwas seltener vertreten. Für viele Vogelbeobachter und -fotografen sind die Wochen 20 bis 21 sowie 40 bis 42 eng verbunden mit Öland. Einige planen ihren Urlaub in dieser Zeit, in der die meisten Zugvogelarten die Insel frequentieren.

Weißwangengänse (Branta leucopsis) halten sich vor allem während des Herbstzuges in großer Anzahl auf Öland auf. Eine Aufnahme von Eckelsudde an der Westküste Ölands. Aufnahme vom 03.10.2022, 06.50 Uhr. Canon EOS 1D X Mark III, EF 4/600 mm + 2.0x-Konverter, f/8, 1/3200 Sek., ISO-3200, Stativ.

Öland beherbergt eine ganze Reihe ungewöhnlicher Lebensräume, die nicht nur für die Zugvögel von Bedeutung sind. Nach einer kurzen Winterpause startet im Frühjahr an vielen Plätzen der Insel das Vogelleben wiederholt von vorn, wenn nämlich die Brutzeit einsetzt und dann beispielsweise in den südlichen Edellaubwäldern die Laute von Nachtigall (Luscinia megarhynchos), Halsbandschnäpper (Ficedula albicollis) oder auch Pirol (Oriolus oriolus) zu vernehmen sind. In den Strandwiesen sind dann Schafstelzen zu sehen oder verschiedene Watvögel und in den Feuchtgebieten begeben sich Beutelmeisen (Remiz pendulinus) und Wiesenweihen (Circus pygargus) auf die Suche nach einem geeigneten Neststandort. Das Alvar lockt in dieser Zeit die ersten Goldregenpfeifer (Pluvialis apricaria) an, die als Brutvögel charakteristisch für diese eher öde Landschaftsform sind. Für zahlreiche Vogelarten stellt Öland ein wichtiges Brutareal dar und so ist es nicht verwunderlich, dass besonders bedeutsame Orte zum Vogelschutzgebiet erklärt wurden und während der Fortpflanzungsperiode nicht betreten werden dürfen. Diese Maßnahme dient ausschließlich dem Schutz der Vögel und sollte von jedem akzeptiert werden. Ausreichend gute Möglichkeiten, die Vogelwelt auf Öland auch in der Zeit vom 01. April bis 31. August eines jeden Jahres zu erleben, ergeben sich auch für den ambitionierten Vogelfotografen. Beachten Sie bitte auch für die Orte, an denen Sie sich frei bewegen können, dass auch dort die natürlichen Abläufe nicht über die Maße gestört werden sollten. Nähern Sie sich den Vögeln nicht, wenn dadurch die Gefahr besteht, dass ein Gelege oder vorhandene Jungvögel von den Alttieren aufgegeben werden.

Austernfischer (Haematopus ostralegus) an der Südspitze. 26.04.2019, um 08.51 Uhr. Canon EOS 5D Mark IV, EF 4/600 mm + 1.4x-Konverter, f/5,6, 1/8000 Sek., ISO-1250, aus dem PKW.

Als interessant können sich für Fotografen während der Brut- und Aufzuchtphase die küstennahen Gebiete erweisen. So bevorzugen die nicht so häufigen Zwergseeschwalben (Sternula albifrons) und Steinwälzer (Arenaria interpres) auf Öland vegetationsarme Bruthabitate auf Kalkplatten nah am Meer. Austernfischer (Haematopus ostralegus) geben wiederum Sandstrände für ihre Neststandorte den Vorzug; sie sind aber auch auf Grasflächen zu finden.

Steinwälzer (Arenaria interpres) halten sich gern in Ufernähe auf; während und auch zwischen den Fortpflanzungsperioden. Aufnahmeort: Egby udde nahe Sandby. 27.05.2021, 07.03 Uhr. Canon EOS 1D X Mark III, EF 4/600 mm + 1.4x-Konverter, f/5,6, 1/8000 Sek., ISO-1600, Stativ

In den Uferrandstreifen sind Küstenseeschwalben und Sandregenpfeifer die häufigsten Brutvögel. Beide Arten können in unterschiedlichen Vegetationsformen angetroffen werden, sofern sie freie Sicht auf die Umgebung haben. Beweidete, sandige oder auch steinige Flächen sind für die Neststandorte dieser Vögel bestens geeignet. Hier fallen die gut getarnten Nester nicht auf und die Vögel können sich sicher fühlen. Auch die Austernfischer legen ihre Brutnester in Strandnähe an, sind aber genauso in flachen Grasflächen anzutreffen. In Strandnähe brüten auch die Säbelschnäbler (Recurvirostra avosetta) gern, die auch auf Sandbänken oder küstennahen Inseln kleine Kolonien bilden und dort ihren Nachwuchs aufziehen. Auch Kampfläufer schritten im ufernahen flachen Gelände zwischen den Jahren 2010 und 2014 mehrmals erfolgreich zur Brut, allerdings waren auch solche Ereignisse damals schon eine Seltenheit. Etwas erfolgreicher scheinen die Fortpflanzungsperioden ab dem Jahr 2007 immer wieder einmal für den vom Aussterben bedrohten Südlichen Alpenstrandläufer (Calidris alpina schinzii) zu verlaufen. Hier geben vereinzelte Sichtungen von Alttieren mit ihrem Nachwuchs ein wenig Anlass zur Hoffnung.

Weiter im Inselinneren gelegene Feuchtgebiete dienen Kiebitzen und anderen Watvögeln als Brutrevier. Ist der Grasbewuchs in solchen Gebieten etwas höher, fühlen sich Große Brachvögel (Numenius arquata), Rotschenkel (Tringa totanus) und manchmal auch Uferschnepfen (Limosa limosa) sicher und legen hier ihre versteckten Nester an. Diese Vegetationsformen sind auf Öland in den kaum beweideten Feuchtgebieten zu finden, oder auf den mageren Mähwiesen der feuchten Böden.

Feuchte Wiesen in Wassernähe stellen auf Öland für viele Enten und Gänse ein geeignetes Bruthabitat dar. Vor allem die Uferzonen von Buchten und größeren Wasserflächen sind für unterschiedliche Entenarten ein wichtiges Bruthabitat. Dazu zählen auch seltenere Spezies, wie die Löffelente (Spatula clypeata), Spießente (Anas acuta) sowie Knäkente (Spatula querquedula). Zu den Charaktervögeln an Ölands Küste zählten ohne Zweifel auch die Brandgänse (Tadorna tadorna), die oft in den flachen Buchten nach Nahrung suchen und entfernt vom Ufer in Erdhöhlen zur Brut schreiten. Weißwangengänse, Graugänse und inzwischen auch Kanadagänse (Branta canadensis) zählen zu den größeren Wasservögeln, die auf Öland regelmäßig zur Brut schreiten.

Natürlich sind in all diesen Habitaten auch einige Singvögel anzutreffen. Beispielsweise ist der Wiesenpieper (Anthus pratensis) vielerorts präsent. Auch die Schafstelze ist in Wiesenlandschaften hin und wieder noch als Brutvogel anzutreffen.

Brütender Sandregenpfeifer und Gelege, Södra udde. Aufnahme Konverter, f/5,6, 1/6400 Sek., ISO-800, aus dem PKW.

vom 29.04.2019. Canon EOS 5D Mark IV, EF 4/600 mm + 1.4x-

Die meisten Feuchtgebiete auf Öland sind auf Kalkstein befindliche Wasserflächen, die sich nicht selten direkt nebeneinander befinden. Viele davon sind klein sowie sehr flach und trocknen während der warmen Jahreszeit sehr schnell aus. Dies macht sich insbesondere in den zunehmend wärmeren Sommern der letzten Jahre bemerkbar. Solange derartige Nassflächen aber verfügbar sind, werden diese Habitate gern von Watvögeln aufgesucht. Gänse, Enten und Taucher bevorzugen für ihr Brutgeschäft während dessen etwas tiefere Gewässer. Beispielsweise werden auch künstlich angelegte beziehungsweise durch menschlichen Einfluss entstandene Gewässer, wie Bewässerungsteiche und ehemalige Steinbrüche, gern von Enten und Tauchern als Bruthabitat ausgewählt.

Küstenseeschwalbe (Sterna paradisaea) an der Västerstadsvik. Hier schreiten diese Vögel auch zur Brut. Canon EOS 5D Mark IV, EF 4/600 mm + 1.4x-Konverter, f/9, 1/3200 Sek., ISO-2000, Stativ.

Klassische Sumpfgebiete gibt es auf Öland leider schon lange nicht mehr. Mit der Trockenlegung der ersten Sümpfe begann man auf der Insel bereits im 19. Jahrhundert. Was für die Landwirte von Vorteil war, war hingegen für die Lebewesen solcher Habitate, aber auch für die Trinkwasserversorgung der Insel, eine Katastrophe. Vielleicht ist darin auch die Ursache zu suchen, dass zum Beispiel die Kampfläufer seit vielen Jahren nicht mehr auf Öland zur Brut schreiten. Die Vogelwelt auf Öland musste sich im Laufe der Zeit etwas anpassen und einige Arten mussten auf andere Landschaftsformen ausweichen. In Bezug auf die fehlenden Sumpfgebiete war es unter anderem das Alvar, das fortan einen Ersatz darstellte. Die Wasserstände der dort vorhandenen großen Nassflächen variieren stark; sie sind jedoch tiefer als die sonstigen Nassflächen und trocknen während des Sommers nicht aus. Hier sind ebenfalls viele Vogelarten anzutreffen, wie Höckerschwäne (Cygnus olor), Graugänse, verschiedene Tauch- und Schwimmenten und einige Taucher. Die üppige Ufervegetation bietet aber auch Schutz und Futter für Blässhühner (Fuliga atra), Teichrallen (Gallinula chloropus), Wasserrallen (Rallus aquaticus) und manchmal auch Tüpfelsumpfhühnern (Porzana porzana).

Ein Paar Höckerschwäne (Cygnus olor) im Stora alvar (Möckelmossen). Aufnahme vom 24.04.2019, 10.36 Uhr. Canon EOS 5D Mark IV, EF 4/600 mm + 1.4x-Konverter, f/5,6, 1/8000 Sek., ISO-1000, Stativ.

Der Wald hat als Lebensraum für die Vögel auch auf Öland eine enorme Bedeutung. Besonders die unterschiedlichen Waldtypen auf der Insel bieten Lebewesen vielfältige Lebensräume, die sie sich vor allem während der Fortpflanzungsperiode zunutze machen.

Auf den sandigen Böden im Norden der Insel dominieren die Nadelwälder. Auch südöstlich von Borgholm sind vereinzelt Nadelbaumbestände vorhanden. In den übrigen Teilen Ölands stellen Laubwälder die typische Waldform dar. Charakteristisch für die dortigen Laubwälder sind die Baumarten Ulme, Eiche und Esche, aber auch die Linde. In den Randgebieten, auf ehemaligen Weideflächen, haben sich mit der Zeit von der Birke dominierende Waldtypen etabliert. Die Edellaubwälder im südlichen Öland haben bereits Carl von Linné begeistert, als dieser im Jahr 1741 zum ersten Mal die Insel bereiste. In seinem Tagebuch schrieb er am 04. Juni 1741: „Der Weg führte durch die schönsten Haine, die man je gesehen hat, die an Schönheit jeden Ort in Schweden bei weitem übertrafen und mit denen in Europa konkurrieren können.

Seit dieser Zeit wuchs aber der Bedarf an landwirtschaftlichen Nutzflächen auch auf Öland stets an, sei es in Gestalt von Acker- oder Weideflächen. So sind die von Linné beschriebenen Haine auf der Insel nur noch fragmentiert vorhanden und deren Überbleibsel findet man vor allem an der Westküste zwischen Borgholm und Beijershamn.

Geschlossene Laubwälder sind auch weiter südlich vorhanden. Der Ulmenwald bei Västerstad ist wahrscheinlich ein Überbleibsel des großen, zusammenhängenden Küstenlaubwaldes, der sich einst von Borgholm im Norden bis Smedby im Süden erstreckte. Etwa dreißig Vogelarten nisten in dem Hain: Buchfink (Fringilla coelebs), Star (Sturnus vulgaris), Fitis (Phylloscopus trochilus), Kernbeißer, Stieglitz (Carduelis carduelis) und Nachtigall und noch einige Arten mehr. Auch die seltene Hohltaube (Columba oenas) und der Karmingimpel (Carpodacus erythrinus) nisten hier, und mit etwas Glück kann man an einem frühen Morgen Ende Mai auch das Rufen des Pirols hören.





Der Fitis (Phylloscopus trochilus) ist einer der Brutvögel in Västerstads Ulmenwald. Das Foto entstand am 02.06.2018, um 11.11 Uhr. Canon EOS 5D Mark IV, EF 4/600 mm + 1.4x-Konverter, f/9, 1/2000 Sek., ISO-3200, Stativ.


Über den Mittlandskogen wurde in diesem Buch bereits berichtet. In den folgenden Kapiteln, in denen es um die besonderen Vogel-Hotspots auf Öland gehen wird, findet dieses große Waldgebiet kaum Erwähnung. Dennoch kann es interessant sein, einzelne Bereiche im Mittlandskogen aufzusuchen. Bei einer umfassenden Vogelkartierung in den Jahren 1983 bis 1986 konnten in dem Gesamtgebiet rund 115 Brutvogelarten gezählt werden, von denen etwa 100 zu den regelmäßigen Brutvögeln gerechnet werden können. Das klingt vielversprechend, wobei aber auch große Teile von diesem Waldgebiet verhältnismäßig jung sind. Das begünstigt Generalisten, wie den Fitis, der im Gegensatz zu anderen waldbewohnenden Vogelarten keine so speziellen Anforderungen an ihr Biotop stellen. In solch jungen Baumbeständen ist auch die Anzahl von natürlichen Nisthöhlen im Verhältnis zu älteren Wäldern geringer, was sich natürlich ebenfalls markant auf das Vorkommen höhlenbrütender Vogelarten auswirkt.

Der Mittlandskogen mit seinen vereinzelten Feuchtstellen bieten der Sumpfmeise (Poecile palustris) ein gutes Bruthabitat. Hier eine Aufnahme vom 17.09.2021, 07.55 Uhr in der Nähe der Überreste der Burg Ismantorp. Canon EOS 1D X Mark III, EF 4/600 mm, f/8, 1/1600 Sek., ISO-3200, Stativ

Als Lebensraum für Vögel dürfen die landwirtschaftlichen Anbauflächen nicht gänzlich außer Acht gelassen werden. Fast ein Drittel der Gesamtfläche Ölands besteht schließlich aus Ackerland. Für samenfressende Vogelarten sind diese Habitate von großer Bedeutung, schließlich bieten sie während der Erntezeit Nahrung im Überfluss. Oft sind Brachflächen als mögliche Brutareale nicht weit entfernt von diesen Feldern und so ist es gut möglich, dass man an solchen Stellen auf Haussperlinge (Passer domesticus), Goldammern (Emberiza citrinella), Feldlerchen, Feldsperlingen (Passer montanus), Fasane (Phasianus colchicus) und sogar Rebhühner (Perdix perdix) trifft. Mitunter ist auch der markante Ruf vom Wachtelkönig (Crex crex) zu hören: seltener trifft man jedoch Grauammern (Emberiza calandra) auf Öland an. Die Randflächen der landwirtschaftlichen Anbaugebiete bieten ebenfalls Nahrung für  Vögel. Dort wachsen beispielsweise verschiedene Wildkräuter und Gräser, die zusätzlich für ein reichhaltiges Nahrungsangebot sorgen, auch durch deren Blütenstände, die Insekten anlocken.

Natürlich sind auf Öland noch einige andere Biotopformen vorhanden, die für die eine oder andere Vogelart von Bedeutung sein können. Dies sind beispielsweise Obstanbaugebiete, Gärten, die zahlreichen künstlich angelegten Mauern auf Öland oder Bewässerungsteiche. Oder aber Bauerngehöfte, auf denen Vögel wie die Rauchschwalbe (Hirundo rustica) für ihren Neststandort ein Dach über dem Kopf finden.

Fasan (Phasianus colchicus) auf einer Gartenhecke direkt an der Straße in Möckleby. Die Aufnahme entstand am 01.05.2019, um 07.34 Uhr. Canon EOS 5D Mark III, EF 4/300 mm, f/9, 1/1000 Sek., ISO-2000, aus dem PKW.

Rauchschwalben (Hirundo rustica) in Ottenby. Aufnahme vom 27.05.2021, um 07.32 Uhr. Canon EOS 1D X Mark III, EF 4/600 mm + 1.4x-Konverter, f/5,6, 1/8000 Sek., ISO-3200, Stativ.

Grauammern (Emberiza calandra) sind auf Öland äußerst seltene Vögel. Brutnachweise wurden für Öland erstmalig im Jahr 2020 bekannt. Aufnahme aus Ottenby vom 12.05.2021, 08.15 Uhr. Canon EOS 1D X Mark III, EF 4/600 mm + 1.4x-Konverter, f/5,6, 1/8000 Sek., ISO-2000, Stativ.



E-Mail
Anruf