Die Natur                                   im Fokus der Fotografie

 

Neues zur Situation und Taxonomie der Kleinen Vasapapageien Coracopsis nigra


Die Vasapapageien bevölkern Madagaskar, die Komoren und die Seychellen-Insel Praslin im östlichen Teil des afrikanischen Kontinents. Mehr oder weniger häufig sind die schwarzbraun gefärbten Vögel in diesen Gegenden anzutreffen; die Großen Vasapapageien (C. vasa) scheinbar häufiger als die zweite Spezies dieser Gattung, der Kleine Vasapapagei (C. nigra).

Insbesondere der Kleine Vasapapagei rückte in den zurückliegenden Jahren immer wieder in den Fokus meiner Beschäftigung mit den Papageienvögeln. Als Koordinator eines europaweit angelegten Erhaltungszuchtprojektes für Vasapapageien ergaben sich fast automatisch Kontakte zu anderen Züchtern und auch zoologischen Einrichtungen, die diese Spezies hielten. Aber auch Verbindungen zu Biologen, die ihre Forschungsarbeit in vielfacher Hinsicht an den Vasapapageien ausrichteten, kamen im Laufe der Zeit zustande. Madagaskarreisende lieferten ebenso Informationen über diese Vögel und waren oftmals bereit mir ihre Fotodokumentationen zur Verfügung zu stellen. Des Weiteren erhielt ich in den 2000er Jahren die Möglichkeit die Kleinen Vasapapageien aus den Balgsammlungen von großen europäischen und auch us-amerikanischen naturhistorischen Sammlungen zu untersuchen, diese zu beschreiben, zu vermessen und die Sammlungsdaten zu dokumentieren. Ziel dieser Arbeit war es, eindeutige morphologische Unterscheidungsmerkmale der zu diesem Zeitpunkt vier Unterarten des Kleinen Vasapapageien herauszuarbeiten. Zuvor gab es mitunter Forderungen nach Aberkennung des Unterartstatus von C. n. barklyi. Weil sie sich nicht hinreichend genug von der Nominatform unterscheidet sollte C. n. barklyi dieser zugeordnet werden. Diese Ansicht erwies sich nach neuesten Erkenntnissen jedoch als eindeutig falsch.

Immer wieder war es für mich ein äußerst interessantes Betätigungsfeld, sich gerade mit diesen schlichtgefärbten Papageien zu beschäftigen. Umso erfreulicher war für mich die Nachricht, dass es kürzlich zu einer systematischen Änderung bei den Kleinen Vasapapageien gekommen ist, die eine große Bedeutung für die Populationen dieser schwarzbraunen Vögel auf den Seychellen und den Komoren besitzt.


Der Lebensraum der Kleinen Vasapapageien

Leider konnten all die Bemühungen um den Kleinen Vasapapageien in den zurückliegenden Jahren nicht verhindern, dass die Populationsgröße sich scheinbar jährlich verringerte. Auf Madagaskar beispielsweise hat der illegale Holzeinschlag seit dem Jahr 2009 extrem zugenommen, vor allem auch in den Schutzgebieten Masoala, Mananara und Marojejey im Nordosten der Insel, die für die Nominatform des Kleinen Vasapapageien C. n. nigra zur Zeit noch äußerst wichtige Habitate darstellen. Nur noch 10 Prozent der einstigen Waldflächen, die den Hauptlebensraum dieser Spezies darstellen, sind erhalten. Ziel der illegalen Holzeinschläge ist häufig das begehrte Rosenholz (Dalbergia decipularis), dass aufgrund seiner Seltenheit doppelt so teuer wie Mahagoni ist. Rosenholz ist aber nicht die einzige begehrte Ware aus Madagaskars Wäldern. So ziemlich alles wird dort "einmalig" zu Geld gemacht. Die illegalen Edelholzfäller ermöglichen der armen Bevölkerung Madagaskars, durch die geschaffenen Stichstraßen in die bis dahin unzugänglichen Waldgebiete vorzudringen. Viele Madegassen produzieren aus den übriggebliebenen Hölzern Holzkohle, die wichtigste Energiequelle der armen Landbevölkerung. Die dann übriggebliebenen Bestände fallen schließlich der Brandrodung zum Opfer, um Ackerland zu gewinnen. Bald einsetzende Erosionen sorgen dafür, dass der Boden die Flüsse blutrot färbt und auf diese Weise große Mengen Erdreich unwiederbringlich weggespült werden. Aus dem Weltall betrachtet sehe es so aus, als würde Madagaskar ausbluten, äußerten kürzlich Astronauten. Dieser Raubbau an der Natur vollzieht sich gegenwärtig im Verbreitungsgebiet der Nominatform des Kleinen Vasapapageien hauptsächlich in den im Nordosten Madagaskars noch vorhandenen Tieflandregenwälder.

Lebensraum vom Kleinen Vasapapageien in Ost-Madgaskar. Foto: P. Schmid

Der Lebensraum der Unterart C. n. libs beschränkt sich auf den mittleren Teil des westlichen sowie nordwestlichen Madagaskars. Die dort noch vorhandenen Bergregenwälder bieten den Menschen bei Weitem nicht die Möglichkeiten Raubbau an der Natur zu betreiben, wie in den östlichen Gebieten dieser Insel; so gelten einzelne Gegenden dort als unzugänglich und bleiben zunächst scheinbar verschont von den illegal agierenden Holzfällern.

Das zwischen Madagaskar und dem afrikanischen Festland liegende Komoren-Archipel besteht aus 4 Hauptinseln, die alle vulkanischen Ursprungs sind und ein gebirgiges Relief aufweisen. Tief zerfurchte Berghänge, Plateaus und Hügelketten prägen das Landschaftsbild dieser Inseln. Die überwiegend schmalen Küstenstreifen sind oftmals felsig. Das Landesinnere der Inseln ist nicht erschlossen. Nur auf den beiden größten Inseln Grand Comore und Anjouan bilden die Küstenstraße das einzige ausgebaute Straßennetz. Auch auf den Komoren zählte der tropische Regenwald zur ursprünglichen Vegetationsform, welche allerdings auch hier zum größten Teil verlorengegangen ist und nur noch in den höheren unzugänglichen Lagen erhalten geblieben ist; hier kann man mit etwas Glück auf einen weiteren Vertreter der Kleinen Vasapapageien treffen, dem Kleinen Komoren-Vasapapagei. Wie auch auf Madagaskar ist die Gewinnung von Brennholz, als Hauptenergieträger dieser Inseln, als eine Ursache für die Naturzerstörung in diesem Bereich der Erde zu nennen. Auch die Rodung von Waldflächen für den Anbau von Maniok, Mais, Süßkartoffeln, Bananen, Yams, Reis, Vanille, Gewürznelken, Kakao, Pfeffer, Sisal und Kokospalmen hat in der Vergangenheit zur Vernichtung von Waldflächen auf den Komoren geführt.

Betrachtet man die Seychellen im Zusammenhang mit den Kleinen Vasapapageien, so ist lediglich die 38 km² große Insel Praslin und vielleicht auch Curieuse von Bedeutung. Praslin und Curieuse gehören, wie die Hauptinsel Mahé auch, zu den Inneren Seychellen. Auf Praslin befindet sich das Vallée de Mai, eine 19,5 Hektar große Talfläche, die als Nationalpark ausgeschrieben und seit 1983 von der UNESCO in die Liste des Weltnaturerbes aufgenommen worden ist. Hier lebt derzeit vermutlich die einzige überlebensfähige Population der seltenen Seychellen-Vasapapageien. Der besondere Schutzstatus dieses Gebiets ermöglichte es, dass dort bislang kein Raubbau an der Natur stattgefunden hat. Etwa 5.000 Seychellenpalmen (Lodoicea maldivica) befinden sich allein im Vallée de Mai, neben einigen anderen endemischen Baumarten; daraus ergeben sich exzellente Lebensbedingungen für die hier lebenden Kleinen Vasapapageien. Auf Curieuse kam es in der Vergangenheit zu seltenen Einzelnachweisen. Andernorts sind die braunschwarzen Papageien auch auf den Seychellen nicht mehr anzutreffen.


Situation im Freiland und Populationsschätzungen in der Gegenwart

Für die Insel Madagaskar bleibt die Feststellung, dass man gegenwärtig weder über die Biologie noch über die Populationsgröße des Kleinen Vasapapageien genau Auskunft geben kann. Coracopsis nigra, einschließlich der Subspezies C. n. libs, gilt auf der flächenmäßig zweitgrößten Insel der Erde als weit verbreitet. Der Lebensraum dieser Spezies ist vornehmlich der geschlossene Wald, in allen seinen dort vorkommenden Formen, aber in bestimmten Bereichen sind es Savannengebiete oder auch die teilweise durch menschliche Eingriffe veränderte Landschaften. Obwohl auch der Kleine Vasapapageien auf Madagaskar als Ernteschädling oder zu Nahrungszwecken gejagt und vereinzelt auch als Haustier oder für den internationalen Vogelhandel gefangen wird, wird der Bestand dieser Spezies nicht als gefährdet eingestuft, wonach die Population als stabil eingestuft wird. Die anhaltende Abholzung von Waldgebieten ist ein Grund für einen negativen Populationstrend innerhalb der Coracopsis nigra-Population, die vereinzelt angenommen wird. Verlässliche Zählungen gibt es jedoch innerhalb des großen Verbreitungsgebietes dieser Papageienvögel nicht, so dass die offiziellen Einschätzungen sicherlich mit Vorsicht zu betrachten sind. Von der IUCN wird der Bestand des Kleinen Vasapapageien auf Madagaskar als Least Concern (nicht gefährdet) eingestuft.

Mein Bekannter Peter Schmid aus der Schweiz war 2014 für sieben Wochen auf Madagaskar. Er teilte mir mit, dass er während seines Aufenthalts einige Kleine Vasapapageien zu Gesicht bekam. Er ist von Antananarivo, der Hauptstadt Madagaskars zu einer ersten dreiwöchigen Tour gestartet, die ihn von dort aus über Antsirabe Richtung Fianarantsoa führte und von dort aus nach Manakara an die Ostküste der Insel. Von dort aus ging es dann wieder westwärts nach Ambalavo und über Ranohira zur südwestlichen Küste Madgaskars, nach Tulear. Die Route nahm ihren weiteren Verlauf nach Ifaty und Tsimanampetsotsa und fand ihr Ende in Anakao, im Südwesten der Insel. Die ersten Kleinen Vasapapageien hat Peter Schmid im Zombitse-Vohibasia Nationalpark zu Gesicht bekommen. Auf seinem weiteren Weg in Richtung Süden hörte er die Vasapapageien häufig rufen. Weitere vier Wochen hielt sich Peter Schmidt noch entlang der Ostküste auf. Hier hörte er die Kleinen Vasapapageien immer wieder einmal rufen.









Seycellen-Vasapapagei C. barklyi. Foto. A. Reuleaux

Auf den Komoren befindet sich ebenfalls eine Population Kleiner Vasapapageien, die bislang als Coracopsis nigra sibilans bezeichnet wurde. Das Vorkommensgebiet erstreckt sich über die Inseln Grande Comoro, und Anjouan; die Insel Mohéli wird nach neuesten Berichten nicht mehr zum Verbreitungsgebiet dieser Vögel gezählt. Die Vasapapageien sind dort eng an den immergrünen Wald gebunden. In der Vergangenheit wurde berichtet, dass die Kleinen Vasapapageien sich auch auf Kakao-Plantagen aufhalten, anscheinend um dort Saatgut zu fressen. Nach Angaben von Gérard Rocamora (University of Seychelles, Faculty of Scienes), der sich vor 4 Jahren auf Grande Comoro aufhielt, schien der Kleine Komoren-Vasapapagei zu diesem Zeitpunkt dort noch relativ häufig zu sein, obwohl von ihnen vornehmlich die Wälder in Höhenlagen bis 1.200 m ü. NN um den Mount Karthala bevölkert wurden. Dennoch berichtet er von einer Gefahr für die Gesamtpopulation dieser Vögel, die sich aus der Fragmentierung der natürlichen Lebensräume ergibt, trotz der Artpräsenz in Agroforstsystemen und anderen degradierten Waldflächen. Auf Anjouan ist der Kleine Vasapapagei nach neuesten Berichten nur noch selten anzutreffen. Gérard Rocamora fordert darum unbedingt weitere Untersuchungen zur genauen Ermittlung von Bestandszahlen, zur Verteilung in den unterschiedlichen Habitaten, zur Bedrohungslage und zum Trend der Populationsentwicklung bei dieser Papageienart.

Der Lebensraum der Vasapapageien auf den Komoren ist durch die Veränderung der ursprünglichen Landschaftsformen durch den Menschen nachhaltig beeinflusst worden, so dass nur noch annähernd 50 Prozent der einstigen Lebensräume dieser Vögel in Fragmenten vorhanden sind. Die Holzgewinnung stellt dabei die Hauptursache der Lebensraumvernichtung dar. Aber auch die weitere Ausweitung landwirtschaftlicher Nutzflächen und menschlicher Siedlungen wirken sich negativ auf die noch existierenden natürlichen Habitate der Vasapapageien aus. Die noch vorhandenden intakten Waldflächen sind nach Ansicht einiger Wissenschaftler in deren Ausmaß zu gering, um die derzeit noch lebende Population Kleiner Vasapapageien zu stärken. Derzeit wird die Gesamtpopulation laut IUCN auf 1.500 bis 3.800 Individuen geschätzt, mit abnehmender Tendenz. Laut IUCN wird die Population des Kleinen Vasapapageien auf den Komoren derzeit als  Near Threatened (gering gefährdet, Vorwarnliste) eingestuft.

Auf der Seychellen-Insel Praslin stellt vornehmlich das Naturschutzgebiet Vallée de Mai die Heimat der dort lebenden Kleinen Vasapapageien dar. Gelegentliche Aufzeichnungen gibt es auch von der ca. 1 Kilometer nördlich von Praslin gelegenen Insel Curieuse. Jüngste Zählungen belegen, dass die auf Curieuse nachgewiesen Exemplare nicht dauerhaft auf dieser Insel leben und vermutlich von Praslin dort hingelangt sind.

Die Vasapapageien sind auch auf Praslin an zusammenhängende Baumbestände gebunden, die sich meist aus einheimischen Palmen zusammensetzen; aber auch in Mischwäldern, bestehend aus Palmen und anderen Laubbäumen, sind die Papageien anzutreffen. Die Art ernährt sich hauptsächlich von Samen und Früchten der einheimischen Palmenarten bzw. der anderen Baumarten. Gelegentlich suchen die Vasapapageien auf Praslin zur Nahrungsaufnahme auch Obstgärten und landwirtschaftliche Anbaugebiete auf.

Nicht die Lebensraumvernichtung ist das gravierendste Problem für die auf Praslin lebenden Vasapapageien, hier spielen andere Aspekte eine Rolle, die für eine zukünftige Populationsentwicklung in keinem Fall unterschätzt werden dürfen. Waldbrände können eine erhebliche Gefahr für die kleine Inselpopulation darstellen, die derzeit auf 340 bis 600 Individuen geschätzt wird. Aber auch andere Einflüsse können sich auf die Stabilisierung der dortigen Vasapapageienbestände auswirken. So birgt die nachgewiesene Feder- und Schnabelkrankheit (PBFD) eine Gefahr in sich, aber auch die Nahrungs- und Nistplatzkonkurrenz durch eingeschleppte Vogelarten (Halsbandsittich, Hirtenmaina), der Einsatz von Pestiziden und Fledermausnetzen und schließlich die Verfolgung der Vögel durch den Menschen. Natürlich muss auch mit Inzuchtdegenerationen bei derart kleinen Populationen auf solch begrenzten Arealen gerechnet werden. Solch kleine Inselpopulationen sind besonders anfällig für stochastische Ereignisse und menschliche Aktivitäten, so dass sie sich innerhalb von ein oder zwei Generationen durchaus zu Critically Endangered (kritisch gefährdet) oder Extinct in the Wild (ausgestorben) qualifizieren können. Derzeit wird der auf Praslin lebende Vasapapagei als Vulnerable (gefährdet) eingestuft und der Status momentan noch als stabil eingeschätzt.


Taxonomische Änderung im Juni 2014

Im Juni 2005 fragte Jim Groombridge von der University of Kent bei mir nach, ob er Federproben von importierten Kleinen Vasapapageien aus dem von mir geführten Vasapapageien-Projekt bekommen kann. Er hat zu diesem Zeitpunkt molekulargenetische Untersuchungen bei verschiedenen Papageienarten des Indischen Ozeans begonnen. Finanziert wurde diese Arbeit über ein Forschungsstipendium von der The Linnean Society of London. Mit den zur Verfügung gestellten Geldern sollte Jim Groombridge, in Zusammenarbeit mit Robert Prys-Jones vom Natural History Museum in Tring, die molekulare Phylogenie verschiedener Papageienarten aus den Gebieten des Indischen Ozeans konstruieren. Da die Herkunft unserer Projektvögel nicht zweifelsfrei geklärt werden konnte verzichteten wir aus nachvollziehbaren Gründen auf die Beteiligung der Gefangenschaftsvögel an diesem Forschungsprojekt. Auch alle weiteren Untersuchungen Jim Groombridge's zur späteren molekulargenetischen Unterartendifferenzierung bei den Kleinen Vasapapageien basierten ausschließlich auf Probenentnahmen von Museumsbälgen.

C. n. nigra. Foto: J. Asmus

C. n. libs. Foto: J. Asmus

Im Mai 2011erhielt ich eine E-Mail von Anna Reuleaux, einer deutschen Wissenschaftlerin, die zu diesem Zeitpunkt ihre Masterarbeit über den Kleinen Vasapapageien (C. n. barklyi) in freier Wildbahn schrieb. Seit ihrem Aufenthalt auf der Insel Praslin arbeitet A. Reuleaux mit Nancy Bunbury von der Seychelles Islands Foundation (SIF) zusammen und berichtete mir bereits während unseres ersten E-Mail-Kontakts über ein Projekt der SIF, dass für einen besseren Schutz der kleinen Inselpopulation der Vasapapageien auf Praslin sorgen sollte. Bereits im Jahr 2010 hatten Mitarbeiter der SIF 42 Blutproben von wildlebenden C. n. barklyi entnommen, die ein Jahr später einer Masterstudentin der University of Kent um Jim Groombridge zur Verfügung gestellt wurden, die damit begonnen hatte diese Proben mit denen der anderen 3 Subspezies zu vergleichen. Man verfolgte jetzt das ehrgeizige Ziel der Unterart C. n. barklyi in den Status einer eigenen Art zu versetzen. Auf Grundlage von morphologischen und Vokalunterschiede sowie der biogeographischen Trennung, der zu diesem Zeitpunkt vier Unterarten von C. nigra, schien eine derartige Trennung bereits gerechtfertigt. Zusätzliche Beweise dafür sollten aber schließlich die genetischen Analysen liefern. Die große Hoffnung der SIF bestand darin, dass C. n. barklyi als eigenständige Art eingestuft wird und somit eine Höherstufung in der Roten Liste der IUCN erfolgen könnte. Eine solche Statusänderung wäre für den Schutz der Papageien auf den Seychellen sehr vorteilhaft, da sie die tatsächliche Situation dort besser widerspiegelt und die Vögel eine größere Aufmerksamkeit erfahren könnten. 

Am 28. April 2014 erhielt ich dann die Nachricht, dass sich die Spezies Coracopsis nigra zukünftig nicht mehr aus 4 Unterarten zusammensetzen wird, sondern eine Trennung vorgeschlagen wird, die sich wie folgt darstellt:

  • Coracopsis nigra nigra (Linné 1758) - Kleiner Vasapapagei: Ost-Madagaskar
  • Coracopsis nigra libs (Bangs 1927) - Bangs-Vasapapagei: West-Madagaskar
  • Coracopsis sibilans (Milne Edwards & Oustalet 1885) - Kleiner Komoren-Vasapapagei: Komoren-Inseln Gran Comore und Anjouan
  • Coracopsis barklyi (Newton 1867) - Seychellen-Vasapapagei: Seychellen-Inseln Praslin und Curieuse


Am 24. Juli 2014 folgte BirdLife International und auch die IUCN diesem Vorschlag, der sich bald auch in den zukünftigen Arbeiten der Systematiker niederschlagen wird. Die ausschlaggebende Ursache für diese Entscheidung basiert auf die Forschungsarbeit von Jim Groombridge und seinem Team.

Insbesondere der Seychellen-Vasapapagei sollte so schnell wie möglich mehr Aufmerksamkeit in Sachen Schutzbemühungen erhalten. Pläne gibt es bereits. So möchte man eine weitere Population dieser Vögel auf der Insel Silhouette ansiedeln. Silhouette ist die drittgrößte Insel der Seychellen und liegt etwa 30 km vor Mahés Westküste. Vom Nature Protection Trust of Seychelles unter Schutz gestellt, blieb Silhouette bislang unberührt; ein lebendiges Museum der Naturgeschichte mit seinen einzigartigen Pflanzen- und Baumarten. Doch auch auf Praslin müssen weitere notwendige Maßnahmen getroffen werden, um den dort vorhandenen Bestand dieser Vögel zu sichern.


Literatur:
- Asmus, J. (2005): Zur Untersuchung einiger Museums-Präparate des Kleinen Vasapapageien (Coracopsis nigra) auf deren Unterartzugehörigkeit, Hrsg. VZE, Eigenverlag.
- Ekstrom, J. M. M. (2013): Lesser Vasa Parrot Coracopsis nigra. Pp 531-534 in Safford, R. J. and Hawkins, A. F. A. (Eds.) The Birds of Africa. Volume VIII: The Malagasy Region. London, UK: Christopher Helm.
- Joseph, L., Toon, A., Schirtzinger, E. E., Wright, T. F. und Schodde, R. (2012): A revised nomenclature and classification for family-group taxa of parrots (Psittaciformes). Zootaxa 3205: 26–40.
- Juniper, T. und Parr, M. (1998): Parrots: a guide to the parrots of the world. Robertsbridge, UK: Pica Press.
- Kundu, S., Jones, C. G., Prys-Jones, R. P. und Groombridge, J. J. (2012): The evolution of the Indian Ocean parrots (Psittaciformes): Extinction, adaptive radiation and eustacy. Molecular Phylogenetics and Evolution 62: 296–305.
- Louette, M., Abdérémane, H., Yahaya, I. und Meirte, D. (2008): Atlas des oiseaux nicheurs de la Grand Comore, de Mohéli et d’Anjouan. Studies in Afrotropical Zoology 294. MRAC:Tervuren, Belgium.
- Louette, M., Meirte, D. und Jocqué, R. (eds) (2004): La faune terrestre de l’archipel des Comores. Studies in Afrotropical Zoology 293. MRAC: Tervuren, Belgium.
- Reuleaux, A., Bunbury, N., Villard, P. und Waltert, M. (2013): Status, distribution and recommendations for monitoring of the Seychelles black parrot Coracopsis (nigra) barklyi. Oryx 47(4): 561–568.
- Rocamora, G. und Laboudallan, V. (2013): Seychelles Black Parrot Coracopsis barklyi. Pp 529-531 in Safford, R. J. and Hawkins, A. F. A. (Eds.) The Birds of Africa. Volume VIII: The Malagasy Region. London, UK: Christopher Helm.
- Tobias, J. A., Seddon, N., Spottiswoode, C. N., Pilgrim, J. D., Fishpool, L. D. C. und Collar, N. J. (2010): Quantitative criteria for species delimitation. Ibis 152: 724–746.
- Walford, E. P. (2008): An insight into the ecology of an isolated Psittacid: the Seychelles Black Parrot (Coracopsis nigra barklyi). MSc dissertation. Norwich, UK: University of East Anglia.

Jörg Asmus, Kalmar (Schweden)


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