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Das Erdbeerköpfchen  Agapornis lilianae (Shelley, 1894)

Das Erdbeerköpfchen gehört zu der in Menschenobhut zahlreich gehaltenen Gattung Agapornis, der auch das Schwarzköpfchen (A. personatus), dass Pfirsichköpfchen (A. fischeri) und das Rosenköpfchen (A. roseicollis) angehört. Die Gattung Agapornis wurde im Jahr 1936 durch den englischen Ornithologen Prideaux John Selby (* 23. Juli 1788; † 27. März 1867) beschrieben. Insgesamt 9 Arten gehören dieser Gattung an, die ihr eingeschränktes Vorkommen auf dem afrikanische, Festland, Madagaskar und den Komoren finden.

Das Erdbeerköpfchen wurde im Jahr 1894 von dem britischen Geologen und Ornithologen George Ernest Shelley (* 1840; † 29. November 1910 in London) wissenschaftlich beschrieben. Die Erstbeschreibung wurde zu jener Zeit im britischen Journal Ibis auf der Seite 466 veröffentlicht. Grundlage dieser Beschreibung waren 3 Sammlungsstücke (1 Männchen, 2 Weibchen), die von Fort Liwondi (Malawi) stammen. Lange Zeit war die systematische Stellung des Erdbeerköpfchens unter den Systematiker umstritten; Einigkeit besteht unter ihnen selbst in der Gegenwart nicht immer. So wurde und wird das Erdbeerköpfchen einerseits als Unterart vom Schwarzköpfchen angesehen und folglich als A. p. lilianae bezeichnet, andererseits geht die Tendenz auch immer mehr in Richtung von einem eigenen Artstatus.

Seit einigen Jahren halte ich nun auch 4 Paare Erdbeerköpfchen in einer Gemeinschaftsvoliere. Die Vögel sind Bestandteil des EPPAS-Projektes (European Preservation Project for Agapornis Species). Innerhalb dieser Initiative wird großer Wert auf Artenreinheit und Mutationsfreiheit der darin integrierten Individuen gelegt; die vorhandenen Tiere werden schließlich verwandtschaftsfern verpaart.

Während der Wintermonate werden meine Erdbeerköpfchen mit einer Gruppe Rußköpfchen vergesellschaftet. Die Rußköpfchen beziehen von April bis Oktober eines jeden Jahres mehrere Sommervolieren und die kalte Jahreszeit verbringen sie dann wieder in der beheizten Erdbeerköpfchen-Unterkunft. Von April bis Oktober sind die Erdbeerköpfchen also unter sich. In der Gruppenhaltung erweisen sich diese Vögel als interessante Beobachtungsobjekte; die sozialen Strukturen innerhalb einer solchen Gesellschaft, das Paarverhalten vor und während der Fortpflanzungsperiode aber auch Verhaltensweisen einzelner Exemplare bieten ein großes Maß an Forschungsmöglichkeiten für den Papageienhalter. So ergeben sich mit der Haltung von Erdbeerköpfchen hin und wieder auch Probleme, die es zu bewältigen gilt, genau wie bei jeder anderen Papageienart auch. Ich kann das Erdbeerköpfchen aber als einen angenehmen Pflegling bezeichnen, das aufgrund seines relativ geringen Anschaffungspreises, der leichten Vermehrung und der guten Verträglichkeit auch für Anfänger in der Papageienzucht geeignet erscheint. Ich möchte nachfolgend meine Erfahrungen mit dieser Agapornis-Spezies schildern, allgemeine Hinweise zur Haltung, Ernährung und Zucht liefern und gerade bei diesen Vögeln noch einmal auf die Wichtigkeit der Arterhaltung in menschlicher Obhut hinweisen.


Beschreibung

Das Erdbeerköpfchen misst vom Schnabel bis zur Schwanzspitze ungefähr 14 cm und kann mit seinem Körpergewicht durchaus zwischen 28 und 37 g variieren. Die Geschlechter sind äußerlich nicht zu erkennen und eine sichere Bestimmung liefert in der Gegenwart ausschließlich eine DNA-Analyse anhand einer Federprobe, bei der die Vögel gegen Aufpreis auch gleich auf eine PBFD- und Polyomaviruserkrankung hin getestet werden können.

Das Erdbeerköpfchen besitzt eine grüne Grundgefiederfärbung; die Körperunterseite erscheint dabei etwas heller als die Oberseite einschließlich der Flügel. Die Färbung von Scheitel, Wangen und in Teilen auch vom Kehlbereich ist für das Erdbeerköpfchen charakteristisch erdbeerrot. Von der Kehle zur oberen Halsregion geht diese Färbung in einen lachsfarbenen Ton über. Die Innenfahnen der Handschwingen sind schwarz gefärbt. Die Schwanzfedern sind ebenfalls grün, wobei nur die mittleren Federn durchgängig grün sind und die übrigen eine gelbgrüne Spitze besitzen. Des Weiteren ist auf den äußeren Schwanzfedern ein orangegelbes Band erkennbar, dass schwarz gesäumt ist.

Die Augenumrandung ist beim Erdbeerköpfchen unbefiedert und weiß; es zählt darum auch zu den 4 Arten der „Agaporniden mit dem weißen Augenring“. Die Iris ist dunkelbraun. Der Schnabel weist an der Basis eine rosa Färbung auf und geht dann komplett in eine kräftige Rotfärbung über. Die Beine sind fleischfarben bis hellgrau gefärbt.

Gerade geschlüpfte Jungvögel weisen in den ersten Lebenstagen ein hellorange gefärbtes Dunenkleid auf und nach dem Ausfliegen unterscheiden sich die Jungen noch für einige Zeit durch ihre mattere Färbung von den Eltern.

Auf ein wichtiges Merkmal sollte bei den Erdbeerköpfchen unbedingt geachtet werden. Die Bürzelfärbung und die Oberschwanzdecken dürfen niemals einen bläulichen Schimmer aufweisen und auch der Schnabel darf niemals vollständig rot sein; dies wären erste Anzeichen für einen Mischling und weitere spezifische Artmerkmale müssten unbedingt geprüft werden.

Verbreitung und  Lebensweise

Die Heimat der Erdbeerköpfchen erstreckt sich über mehrere isolierte Gebiete Ostafrikas. Es gibt Populationen in Süd-Tansania, Nordwest-Mosambik, Malawi, Ost-Sambia und Nord-Simbabwe.

Als Lebensraum bevorzugen die Erdbeerköpfchen mit Mopanebäumen (Colophospermum mopane), oder je nach Verbreitungsgebiet auch mit Akazien bewachsene Schwemmgebiete, auch in Ufernähe bis zu Höhenlagen von 1.000 m ü. NN.

Außerhalb der eigentlichen Burtzeit trifft man die Erdbeerköpfchen in ihrem Verbreitungsgebiet mit viel Glück gelegentlich in Konstellationen von bis zu 100 Exemplaren an. Oft sind diese Vögel aber in wesentlich kleineren Gruppen unterwegs. Die Nacht verbringen die Erdbeerköpfchen in Gruppengrößen von etwa 20 Individuen auf angestammten Schlafbäumen. Am Morgen begeben sich die Vögel zur Wasseraufnahme an flache Uferbereiche oder Wasserlöcher, wo dann mitunter mehrere solcher Gruppen gleichzeitig eintreffen. In kleineren Gruppierungen oder auch nur paarweise begeben sich die Vögel schließlich auf die Nahrungssuche. Das Futter besteht vornehmlich aus verschiedenen Grassamen, Wildreis, Früchten und auch Blüten; gern werden auch Hirsekulturen (Sorghum) aufgesucht. Über die Mittagszeit legen die Erdbeerköpfchen eine Ruhephase ein; die Paarpartner pflegen während dieser Zeit soziale Kontakte. Später begeben sich die Vögel dann nochmals auf Nahrungssuche und suchen auch noch einmal die Wasserstellen auf, bevor sie sich wieder zu ihren Schlafplätzen begeben.

Die Fortpflanzungsperiode richtet sich offensichtlich nach der saisonalen Regenzeit. Von Erdbeerköpfchen ist bekannt, dass diese Spezies bei einem Nisthöhlenmangel auf Nistkammern des Büffelwebers (Bubalornis niger) ausweicht. Diese Weberart baut überdachte Kobel aus Fasern unterschiedlicher Gräser, kleinen Zweigen sowie Halmen und lässt auf diese Weise Gemeinschaftsnester entstehen. Wie und warum es zu dieser ungewöhnlichen Verbindung von Erdbeerköpfchen und Büffelwebern kommt ist bislang noch unerforscht. Eine ähnliche Funktion sollen auch die Nester des Alektowebers (Bubalornis albirostris) für die Erdbeerköpfchen einnehmen.

Derzeit geht man in Schätzungen davon aus, dass nicht einmal mehr 20.000 Erdbeerköpfchen in ihrer afrikanischen Heimat vorkommen. Die Art wird von BirdLife International noch als „gering gefährdet“ eingestuft, jedoch zählt diese Spezies neben dem Rußköpfchen zu den seltenen Agapornis-Arten und bei einer weiteren Bestandsreduzierung steht die Höherstufung in die Kategorie „gefährdet“ unmittelbar bevor.

Die Bedrohung des Erdbeerköpfchens ist begründet in der Lebensraumvernichtung durch Überflutungen, die Verfolgung als Ernteschädlinge oder als Handelsware oder auch die Vergiftung dieser Vögel zu Nahrungszwecken.


Haltung

Die Unterkunft für meine Erdbeerköpfchen besteht aus einem Holz-Gartenhaus und einer daran angeschlossenen Außenvoliere. Es handelt sich hierbei um eine Blockbohlenkonstruktion mit einer Grundfläche von 3 x 3 Metern, wie sie in den meisten Baumärkten zu erwerben ist. Die Innenwände, das Dach und auch der Fußboden wurden entsprechend wärmeisoliert. Für die Innenwände und das Dach verwendete ich 4 Zentimeter starke Wärmedämmplatten aus Mineralwolle und für den Fußboden wurden 6 Zentimeter Styropor-Platten verlegt. Auf die Wärmedämmung befestigte ich OSB-Platten; der Fußboden wurde zusätzlich gefliest. Bislang konnte ich noch keine Schäden durch die Nagetätigkeit der Erdbeerköpfchen verzeichnen; um die Vögel aber etwas von den Holzteilen abzulenken erhalten sie täglich Weidenzweige. Als Bodenbelag nutze ich feine Hobelspäne, die wöchentlich erneuert wird. Um ein Entweichen der Erdbeerköpfchen aus dem Holzhaus zu verhindern, habe ich vor der einflügligen Tür eine kleine Schleuse errichtet.

Das Tageslicht sorgt über 2 ausreichend große Fenster für eine Ausleuchtung des Schutzraumes. In den Wintermonaten, wenn die Tageslichtzeiten sich wieder deutlich verkürzen, sorgt eine zeitschaltuhrgesteuerte Beleuchtung für eine künstliche Verlängerung der Tageszeit. Ich verwende Lampen mit Tageslichtspektrum, die gegen 22.00 Uhr ausgestellt werden. Für die restliche Zeit der Nacht schaltet sich danach eine Notbeleuchtung ein.  Als Heizsystem wählte ich für den Schutzraum eine Infrarot-Heizplatte, die bei Vergleichen mit Ölradiatoren oder Konvektorheizungen wesentlich geringere Energiekosten verursacht.

Im Innenraum sind 2 Sitzstangen im größtmöglichen Abstand zueinander angebracht und die Futternäpfe. Des Weiteren hatte ich in den ersten Jahren auch einige Nisthöhlen im Innenraum befestigt, die bei einem gleichzeitigen Angebot in der Außenvoliere von meinen Erdbeerköpfchen nicht angenommen wurden.

Vom Schutzraum zur Außenvoliere gelangen die Erdbeerköpfchen durch ein verschließbares Flugloch. Bei zu strengen Frösten und während des Winters in der Nacht wird das Flugloch abends verschlossen und morgens wieder geöffnet.

Als Konstruktion für die Außenvoliere habe ich ein Holzrahmengerüst hergestellt. Hierzu verwendete ich gehobelte Kanthölzer (8 x 8 cm), auf denen schließlich das Maschendrahtgeflecht befestigt wurde. Die Außenvoliere schließt sich direkt an dem Schutzhaus an und misst ebenfalls eine Größe von 3 x 3 Metern. Angepasst an das Spitzdach des Schutzhauses misst auch die Außenvoliere an der höchsten Stelle 230 Zentimeter. Ein Teil des Außenbereichs ist überdacht. Darunter finden die Nisthöhlen Platz, die von den Erdbeerköpfchen an dieser Stelle in ihrer Unterkunft bevorzugt aufgesucht werden.

Als weitere Ausstattung für die Außenvoliere sind die Sitzgelegenheiten zu nennen. Hier habe ich 2 Sitzstangen und einen Kletterbaum angebracht. Der Kletterbaum wird von den Erdbeerköpfchen sehr gern als Aufenthaltsort genutzt, insbesondere die höchsten Zweige sind als Sitzgelegenheit sehr begehrt. Auf dem Boden in der Außenvoliere befindet sich eine kleine Wasserschale, die von meinen Vögeln hin und wieder als Bademöglichkeit genutzt wird.

Ich habe bei der Gruppenhaltung von Erdbeerköpfchen bislang sehr gute Erfahrungen machen können. Die Tiere sind außerhalb der Fortpflanzungszeit verträglich und selbst während der Brutzeit kommt es nur zu kleineren Streitigkeiten unter den Paaren. Häufig gewinnen hier dann die Nisthöhlen als Streitobjekt an Bedeutung. Aus diesem Grund sollten immer mehr Nisthöhlen in der Unterkunft angebracht werden als sich Paare darin befinden. Des Weiteren ist zu empfehlen die Nisthöhlen an verschiedenen Stellen in der Außenvoliere zu befestigen. Ich habe die Erfahrung machen können, dass die gleichen Paare sich Jahr für Jahr auch wieder die gleiche Bruthöhle zur Fortpflanzung aussuchen.


Ernährung

Die Versorgung der Erdbeerköpfchen in Menschenhand sollte möglichst bedarfsgerecht erfolgen und sich aus möglichst verschiedenen Komponenten zusammensetzen. Grundsätzlich ist es nicht schwierig dieser Papageienart durch eine ausgewogene Nahrung gesund zu erhalten.

Als Grundfutter biete ich meinen Erdbeerköpfchen ganzjährig die Samenmischung „African Parakeet Loro Parque Mix“ der Firma Versele Laga an. Diese Mischung setzt sich aus Plata Hirse, Kanariensaat, Silberhirse, Japan Hirse, Kardisaat, Buchweizen, Paddy Reis, Haferkernen, Hanf und Leinsamen zusammen. Des Weiteren finden sich darin Austernschalen und die so genannten VAM-Körner, die lebenswichtige Vitamine, Aminosäuren und Mineralien enthalten. Kolbenhirse ist ein zusätzliches Körnerfutter, das diese Vögel sehr gern zu sich nehmen.

Nur vor und während der Fortpflanzungsperiode bekommen meine Erdbeerköpfchen täglich ein Keimfutter sowie ein Kraft- und Aufzuchtfutter gereicht. Das Keimfutter besteht aus einer Mischung verschiedenster Hirsesorten, Kanariensaat, Leinsamen und Paddy Reis. Es wird bei der ersten Fütterung des Tages in einem Extranapf angeboten. Vom Keimfutter erhalten die Erdbeerköpfchen nur so viel, wie sie in den nächsten Stunden imstande sind zu verzehren. Am Nachmittag erfolgt dann eine nochmalige Gabe gekeimter Samen, wieder nur in einer kleineren Menge.

Das Kraft- und Aufzuchtfutter, auch Eifutter genannt, erlangt besonders zur Jungenaufzucht große Bedeutung. Ich stelle mir diese Art Futter schon seit vielen Jahren nicht mehr selbst her, da der Fachhandel einige sehr gute Fertigprodukte im Angebot hat. Da diese Fertigprodukte in der Regel relativ trocken sind gebe ich dem Kraft- und Aufzuchtfutter noch geriebene Möhre, etwas Quark, Honig, Vitaminzusätze und Mineralien hinzu. Auch hier gilt es nicht mehr davon anzubieten, wie die Erdbeerköpfchen in den kommenden Stunden verzehren werden.

Von großer Bedeutung in der Ernährung dieser Agapornis-Spezies ist auch die regelmäßige Gabe von Obst und Gemüse. Ein viertel Apel wird von meiner Gruppe Erdbeerköpfchen täglich verzehrt, andere Sorten werden in regelmäßigen Abständen angeboten. So werden Birne, Erdbeere, Karotte, Kohlrabi und von manchen Exemplaren auch Banane, Kiwi, Weintrauben und Orange angenommen. Hier sollte man als Halter von Erdbeerköpfchen immer wieder einmal versuchen neue Obst- und Gemüsesorten anzubieten. Nicht immer erfahren neu angebotene Früchte gleich die gewünschte Akzeptanz bei den Vögeln, so dass sich eine wiederholte Gabe oftmals anbietet. Die Beeren verschiedener Wildsträucher erlangen ebenfalls eine gewisse Aufmerksamkeit bei den Erdbeerköpfchen.

In der Natur lassen sich eine Vielzahl weiterer Möglichkeiten für die Ernährung dieser Vögel finden. Löwenzahn und Vogelmiere sind ausgesprochene Leckerbissen für diese Agaporniden. Des Weiteren sind die Samen von Gräsern und Kräutern ein sehr wichtiges Futter. Insbesondere im halbreifen Zustand werden die Samenstände innerhalb kürzester Zeit von den Erdbeerköpfchen aufgenommen. Es ist dringend zu empfehlen, dass jedes aus der Natur stammende Futter möglichst weit entfernt von stark frequentierten Verkehrsstraßen  gesammelt wird.

Obstbaum- und Weidenzweige können ebenfalls täglich gereicht werden. Die Erdbeerköpfchen begeben sich bald zu diesen Ästen, um davon die Rinde abzuschälen und diese für den Nestbau zu verwenden. Teile der Rinde und Blatttriebe werden von den Erdbeerköpfchen aber auch verzehrt.

Meine Agaporniden erhalten täglich Mineralien gereicht. So befinden sich ständig Kalksteine, Sepiaschale und Vogelgrit in der Voliere. Weiterhin streue ich täglich Futterkalk in geringen Mengen über das Keimfutter beziehungsweise Obst oder Gemüse. Ebenso verfahre ich mit einem Multivitaminpräparat, dass ich in Pulverform erwerbe und nach den Herstellerangaben verabreiche. Das Multivitaminpräparat bekommen meine Vögel zwei- bis dreimal wöchentlich.


Fortpflanzung

Sofern meine Rußköpfchen im April eines jeden Jahres ihr Sommerquartier beziehen sind die 8 Erdbeerköpfchen unter sich. Ich bringe dann auch erst die insgesamt 6 Nisthöhlen in der Unterkunft der Erdbeerköpfchen an. Eine Nisthöhle wird dabei im Schutzhaus bereitgestellt, falls sich ein Paar doch für einen Brutplatz im Innenraum entscheiden sollte, die anderen befestige ich im überdachten Bereich der Außenvoliere. Häufig dauert es nur wenige Minuten, bis das erste Weibchen einen vorsichtigen Blick in einer der Bruthöhlen wagt. Bald darauf begibt sich das Weibchen dann in die ausgesuchte Höhle und verweilt anfangs für kurze Zeit darin. Das Männchen ist während dieser Zeit sehr aufgeregt; sofern das Weibchen die Höhle wieder verlässt bewirbt das Männchen sein Weibchen bereits intensiv. Da bei den Erdbeerköpfchen im Allgemeinen eine Weibchendominanz vorhanden ist wird der Zeitpunkt der Kopulation letztendlich auch vom Weibchen bestimmt.

Da meine Erdbeerköpfchen wie bereits erwähnt Teil des EPPAS-Projektes sind, muss auf eine verwandtschaftsferne Verpaarung sehr großer Wert gelegt werden. Für meine Gruppe habe ich dieses Problem relativ einfach lösen können. Ich habe hierfür 8 Vögel ausgewählt, die, egal wie sie sich auch immer zusammenfinden werden, immer verwandtschaftsferne Paare bilden. Alle 8 Individuen sind von verschiedenen Eltern. Dennoch muss für zukünftige Planungen auch die Verpaarung meiner Vögel dokumentiert werden. Zu diesem Zweck werden all meine Erdbeerköpfchen vor der eigentlichen Fortpflanzungsperiode eingefangen und individuell gekennzeichnet. Ich verwende dafür einen ungiftigen Faserstift und markiere damit entsprechende Schnabel- beziehungsweise Gefiederbereiche. Oft dauert es nur einige Tage, bis die Farbe kaum noch zu erkennen ist und die Gruppenmitglieder sich dann kaum noch unterscheiden. Ich notiere mir schließlich die Verpaarungen und kann somit den späteren Nachwuchs relativ sicher zuordnen. Problematisch wird es nur, wenn einzelne Exemplare sich umorientieren und sich im Laufe einer Zuchtperiode einen neuen Partner suchen. Für diesen Fall habe ich in diesem Jahr erstmals eine zusätzliche Kennzeichnung der 8 Vögel mit Farbringen vorgenommen.

Erdbeerköpfchen sind bereits im Alter von 9 Monaten fortpflanzungsfähig, jedoch sollte man auch diesen Papageien etwas mehr Zeit geben und wenigstens bis zu einem Alter von 12 Monaten warten. Die bereitgestellten Nisthöhlen sind der auslösende Impuls für das Fortpflanzungsverhalten dieser Vögel, zusätzlich wirken sich auch das zunehmend bessere Wetter im Frühjahr, die Bereitstellung von geeignetem Nistmaterial  und die Futterumstellung positiv auf diese wichtige Phase eines jeden Jahres aus.

Als Nistmaterial erhalten meine Erdbeerköpfchen täglich frische Weidenzweige. Diese werden entrindet und die Rindenfasern durch das Weibchen in das Höhleninnere getragen. Aber ich die Grashalme, an denen sich zuvor halbreife Samenstände befunden haben, werden zum Nestbau verwendet. Einige Weibchen tragen auch kleinere Zweige in die Höhle, deren Enden dann oftmals aus dem Schlupfloch ragen.

Als Nisthilfen verwende ich handelsübliche Nistkästen, die von den Erdbeerköpfchen problemlos angenommen werden. Jede dieser Höhlen besitzt eine Grundfläche von 20 x 25 x 20 Zentimetern (L x B x H) und einen Schlupflochdurchmesser von 4,5 Zentimetern. Eine oben befindliche Kontrollklappe ermöglicht eine einfache Nisthöhlenkontrolle, die bei mir täglich durchgeführt und von den Erdbeerköpfchen nicht übelgenommen wird.

Bald schon kann mit dem ersten Ei gerechnet werden. Ein vollständiges Gelege umfasst allgemein 4 bis 5 Eier, die in zweitägigem Abstand zueinander gelegt werden. Als Eimaße wurden von mir über einen Zeitraum von 2 Jahren folgende Werte ermittelt Länge: 1,94 - 2,31 (2,12 ± 0,08), n = 54; Breite: 1,47 - 1,81 (1,65 ± 0,06), n = 54.

Nur das Weibchen übernimmt die Bebrütung des Geleges; das Männchen hält sich während dieser Zeit ständig in der Nähe der Nisthöhle auf. Die beliebtesten Aufenthaltsorte meiner männlichen Erdbeerköpfchen sind während dieser Zeit die Deckel der Nisthöhlen oder die am Nistkasten unterhalb des Schlupflochs befindlichen Sitzstangen. Einige Männchen begeben sich aber auch zu ihrem Weibchen in die Nisthöhle. Bei kleinsten Störungen schaut das Weibchen aus dem Schlupfloch, begibt sich bei einem „Fehlalarm“ aber sofort wieder zur weiteren Bebrütung auf das Gelege. Die Inkubationszeit beträgt bei diesen Agaporniden in der Regel 22 Tage.

In den ersten Tagen nach dem Schlupf wird der Nachwuchs ausschließlich vom Weibchen versorgt; das Männchen beteiligt sich erst nach etwa 7 Tagen direkt an der Aufzucht der Jungvögel. Etwa 35 Tage vergehen vom Schlupf bis zu dem Zeitpunkt wo die ersten nun vollbefiederten Jungvögel sich aus der Nisthöhle wagen. Sehr unbeholfen sind dann noch die Flugbewegungen, was die anderen älteren Voliereninsassen mitunter ausnutzen. Diese begeben sich dann manchmal zu diesen Jungtieren und beißen ihnen in die Füße; dies ist eine charakteristische Angewohnheit der meisten Agaporniden. Nach einem Tag sind die Bewegungen dann schon wesentlich sicherer und die Attacken der Alteingesessenen nehmen merklich ab.

Nicht immer gelingt die Aufzucht aber auch bei den Erdbeerköpfchen. Ich habe beispielsweise ein sehr gutes Zuchtpaar, dem ich bislang jedes Jahr eine hohe Befruchtungsrate zuordnen konnte. Allerdings besitzt ein oder sogar beide Paarpartner die Angewohnheit, die bei den Jungvögeln frisch sprießenden Federn des Kleingefieders zu fressen. Hier muss ich die Jungvögel dann regelmäßig im Alter von 14 Tagen zur Ammenaufzucht geben, die dann ohne große Probleme von anderen Erdbeerköpfchen-Paaren vorgenommen wird und bei Mangel an diesen auch von Rußköpfchen.


Jörg Asmus, Kalmar (Schweden)


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